Spätestens nach diesem Wochenende stehen die Augsburger Anhänger wieder voller Begeisterung hinter ihrem Team. Nach Siegen gegen die direkte Konkurrenz aus Hamburg (5:2) und Straubing (2:1) konnten die Panther ihre jüngste Erfolgsserie weiter ausbauen. Mit sechs Siegen in den letzten acht Begegnungen legten sie im Schlussspurt um die Playoff-Plätze noch einmal mächtig zu.
War zunächst gar der Einzug in die Pre-Playoffs in Gefahr, kratzt der Club als Achter nun mit einem Rückstand von drei Punkten auf den Sechsten aus Düsseldorf an der direkten Qualifikation. Zumal am kommenden Sonntag, dem letzten Spieltag der Hauptrunde, eben diese Düsseldorfer in Augsburg antreten müssen.
Fans auf die Probe gestellt
Dabei hatte diese Saison die Fans über weite Strecken auf eine harte Probe gestellt. Nur selten rangierte der AEV über dem zehnten Platz, der zum Einzug in die Pre-Playoffs berechtigt. Es bahnte sich eine Wiederholung der Vorsaison an, als die Augsburger als Tabellenletzter die Endrunde verpasst und - nach der grandiosen Vizemeisterschaft im Jahr zuvor - für lange Gesichter in der Fuggerstadt gesorgt hatten.
Doch seit dem Jahreswechsel ist alles anders. Schon im Januar zeigte die Formkurve der Panther langsam nach oben, in den letzten Wochen gehört der AEV zu den besten Teams der Liga. Mit jedem weiteren Sieg kommen Erinnerungen an die glorreiche Saison von vor zwei Jahren zurück, als der Club den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern konnte. Auch damals zogen die Panther nach furiosem Hauptrunden-Finish mit sechs Siegen in Serie in die Pre-Playoffs ein.
Was dann kam, überraschte selbst kühnste Optimisten: Mit Siegen gegen Liga-Krösus Mannheim (2:0), den damaligen Titelverteidiger Berlin (3:2) und den Geheim-Favoriten Wolfsburg (3:1) zog Augsburg ins DEL-Finale ein, wo sich schlussendlich nur die Hannover Scorpions (0:3) als zu stark für das Überraschungsteam aus Schwaben entpuppte.
Mitchell damals wie heute Vater des Erfolgs
Schon damals leistete Trainer Larry Mitchell hinter der Bande großartige Arbeit und wurde allerorten als Vater des Erfolgs gefeiert, der mit dem kleinsten Etat der Liga eine Truppe geformt hatte, die mit ihren leidenschaftlichen Auftritten die ganze Stadt mitriss und riesige Euphorie entfachte.
Trotz dieses eigenen historischen Vorbilds bleibt man aber derzeit rund um das Curt-Frenzel-Stadion noch gelassen. Nur die allergrößten Enthusiasten beginnen davon zu träumen, dass sich die Geschichte wiederholen könnte.
Und tatsächlich: Es gibt noch einige Gemeinsamkeiten über die aktuelle Siegesserie hinaus, die die Mannschaften von damals und heute verbindet. Vor zwei Jahren hatte Dennis Endras im AEV-Tor mit seinen spektakulären Paraden großen Anteil an den erfolgreichen Auftritten der Panther.
Sein Nachfolger Tyler Weiman steht Endras, den es nach Übersee gezogen hatte, in kaum etwas nach. Der 27-jährige Kanadier entpuppt sich mehr und mehr als ähnlich großer Rückhalt wie sein Vorgänger. Derzeit weisen nur Münchens Torhüter Jochen Reimer und Wolfsburgs Daniar Dshunssow bessere Werte als Weiman auf.
Zur richtigen Zeit in Schwung gekommen
Wie schon 2009/10 weist auch das diesjährige Team die Handschrift ihres Trainers auf. Hart, gradlinig, fair das ist Larry Mitchells Devise. Die Mannschaft von heute gehört wie das Team von 2010 zu den fairsten der Liga. In dieser Spielzeit kassierte der AEV nur gerade einmal 13 Strafminuten pro Partie. Gerade in den Playoffs, wo der Faktor Über- und Unterzahl eine so große Rolle spielen, könnte sich die Disziplin der Mannschaft als großer Pluspunkt erweisen.
Das Team ist genau zur richtigen Zeit in Schwung gekommen. Leistungsträger wie der Kanadier Greg Moore (Mitchell: "Ein Mann für die großen Momente.) laufen zu Top-Form auf. Mit sechs Treffern in den letzten vier Spielen gehört der 27-jährige Stürmer (zehn NHL-Spiele für New York und Columbus) zurzeit zu den sichersten Torschützen der Liga und reißt die Mannschaft immer wieder mit. Neuzugang Cam Paddock (28), den die Panther im Januar nachverpflichtet hatten, brachte mehr Breite und sorgte ebenfalls für neuen Schwung.
Wenn Mitchell die Erfolge und die Begeisterung aus der Vizemeister-Saison zur Motivation nutzen will, muss er zwangsläufig zu Erzählungen oder Videos greifen. Auf eigene Erinnerung können neben dem Coach lediglich vier Akteure zurückgreifen: die beiden Verteidiger Tölzer und Seifert, Ersatz-Torhüter Conti sowie Rückkehrer Chartier, der zwischenzeitlich eine Saison in Ingolstadt spielte. Der "Rest des erfolgreichsten AEV-Kaders aller Zeiten ist nach 2010 den Weg gegangen, den die meisten Panther-Cracks stets früher oder später einschlagen: Sie folgten besser dotierten Lockangeboten der Konkurrenz.
Blick in Richtung Playoffs
Aber darüber machen sich die Verantwortlichen im Moment keinen Kopf. Mehr Sorgen als ein neuerlicher Ausverkauf bereitet den Verantwortlichen derzeit der Ausfall von Topscorer Brian Roloff, der sich gegen Hamburg eine Schulterverletzung zuzog. Die Aussage von Mannschaftsarzt Dr. Sowa zeigt aber deutlich in welche Richtung die Gedanken bei den Panthern jetzt gehen: "In den Playoffs könnte er wieder dabei sein.
Auch Kampfmaschine und Kapitän Sean OConnor, der Gegnern gerne einmal mit den Fäusten den rechten Weg weist, hält sich angesichts des großen Ziels Playoffs merklich zurück: "Noch eine große Strafe und ich bekäme ein Spiel Sperre. Das geht nicht!
Zweifel daran, dass die Panther zumindest die Pre-Playoffs schaffen werden, gibt es kaum. In den beiden letzten Hauptrunden-Spielen in Nürnberg (Freitag) und gegen Düsseldorf (Sonntag) sollte der theoretisch noch benötigte eine Punkt eingefahren werden.
"Theoretisch deshalb, weil der AEV (+4) gegenüber dem Tabellenelften Krefeld (-20) ein Torplus aufweist, das sich selbst bei zwei Niederlagen (und zwei gleichzeitigen Siegen der Pinguine) kaum zur Gänze aufzehren würde.
"In den Playoffs ist alles möglich lautet eine alte Eishockey-Weisheit. Wohl wahr! Wo wüsste man das besser als in Augsburg?
Daniel Pietzker