Schlagzeilen über den "Handball-Kaiser" und Vergleiche mit Franz Beckenbauer sind Ausdruck weiter gewachsener Popularität. Sein unermüdlicher Einsatz als WM-Werbelokomotive und die akribische Arbeit als Bundestrainer nötigt auch dem ehemaligen Nationalspieler Stefan Kretzschmar den höchsten Respekt ab: "Heiner Brand ist die Lichtgestalt, die alles zusammenhält."
In höchster Not traf er die richtigen Entscheidungen
Selten hat man den Bundestrainer lockerer und beschwingter erlebt als in den vergangenen Tagen - auch wenn der Schlafmangel nicht immer zu verbergen war. Seine positive Sicht der Dinge übertrug sich auf die Mannschaft. Selbst den Ausfall von Rückraumspieler Oleg Velyky oder die zwischenzeitliche Verletzungen von Kreisläufer Andrej Klimowets und Spielmacher Markus Baur nahm er klaglos hin. Ein Pragmatiker wie er konzentriert sich lieber auf die schnelle Suche nach Alternativen. So wie er es in all den Jahren getan hat, in denen er wie kein anderer Nationalcoach vom Verletzungspech seiner Spieler heimgesucht wurde.
In höchster Not traf der Weltmeister von 1978 die richtigen Entscheidungen. Mit dem Comeback von Christian Schwarzer kehrte die zu Turnierbeginn vermisste Leidenschaft in das Team zurück. Das Festhalten an dem in Kiel auf die Tribüne verbannten Torhüter Henning Fritz erwies sich ebenfalls als weiser Schachzug. Und nach der Verletzung von Baur zauberte Brand mit Michael Kraus einen Joker aus dem Ärmel, den kein Gegner auf der Rechnung hatte.
Egoismen werden nicht akzeptiert
Aus einer Mannschaft ohne überragende Einzelkönner formte er eine verschworene Einheit. Als ehedem beinharter Abwehrspieler legte Brand großen Wert auf die Defensivarbeit - bei dem vorhandenen Personal der einzige Schlüssel zum Erfolg. Für Selbstdarsteller ist in seiner Trainerphilosophie kein Platz: "Die Spieler kennen meine Einstellung, dass Teamgeist das Wichtigste ist und Egoismen nicht akzeptiert werden."
Brand ist wertkonservativ, aber offen für Anregungen. Lange vor den Fußballern zählte er auf die Hilfe von Mentaltrainern und Musiktherapeuten. Mit einer Mischung aus traditionellen Werten und neuen Trainingsmethoden führte er das DHB-Team in die Weltspitze. Beim EM-Triumph 2004 in Slowenien und dem Gewinn der olympischen Silbermedaille in Athen glückten zwei Erfolgen binnen weniger Monate.
Sein authentisches Auftreten wird geschätzt
Der Mann mit dem markanten Schnauzbart ist das Gesicht des deutschen Handballs. Erfolgreiche Jahre im Nationalteam und mit dem VfL Gummersbach, mit dem er zahlreiche nationale und internationale Titel gewann, begründeten seinen guten Ruf. Seine Arbeit als Trainer wird geachtet, sein authentisches Auftreten geschätzt. Nicht zuletzt deshalb will DHB-Präsident Ulrich Strombach den Ende 2008 auslaufenden Vertrag schon bald nach der WM verlängern.
Zu dessen Leidwesen lässt Brand jedoch gelegentlich durchblicken, dass ihn ein Job im Ausland reizen könnte. Doch bei einem, der seit Jahr und Tag in Gummersbach lebt, klingt das wenig glaubwürdig. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal bekam er einen Ahorn- Setzling geschenkt, den er in seinen Garten pflanzte. Mittlerweile ist daraus ein stattlicher Baum geworden. Der Blick darauf würde ihm als Trainer in Barcelona oder bei einem anderen europäischen Topclub sicher fehlen.