Anfang Juni haben die führenden Golf-Organisationen PGA-Tour (USA) und DP World Tour (Europa) ihren Zusammenschluss mit der saudi-arabischen Serie LIV Golf bekannt gegeben. Noch ist der Deal nicht komplett abgeschlossen, weil der PGA-Vorstand den Zusammenschluss absegnen muss. Aber kaum jemand hegt Zweifel daran, dass er endgültig besiegelt wird. Es sei denn, die Anhörung vor dem US-Senat in Washington, in der der Deal genauer beleuchtet wurde, erzeugt so viel Druck auf die PGA, dass sie doch noch aussteigt. Undenkbar ist gar nichts. Schließlich hätte vor einem halben Jahr niemand gedacht, dass die verfeindeten Organisationen überhaupt auf die Idee kämen zu fusionieren.
Neben den Aussagen von PGA-Managern standen dem Senatsausschuss Mails und Chat-Verläufe zur Verfügung, um das Zustandekommen des Geschäfts nachzuvollziehen. Das Bild, das sie zeichneten, ist deutlich: Mit erpresserischen Methoden und dem Einsatz schier unbegrenzter Finanzmittel hat sich Saudi-Arabien mithilfe seines Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) eine ganze Sportart gekauft.
US-Senator rät PGA: Gehen Sie gegen Sportwashing an
"Sie können immer noch gegen das 'Sportswashing', gegen die Saudi-Monarchie und gegen Hunderte Milliarden von Dollar angehen", appellierte der vorsitzende Senator Richard Blumenthal von der Demokratischen Partei an die PGA. Aus seiner Verachtung des Geschäfts machte der Senator keinen Hehl: "Es stinkt etwas an dem eingeschlagenen Weg, weil es eine Kapitulation ist, weil es nur ums Geld geht", sagte er.
Blumenthal hatte in seiner Funktion als Leiter des "Ständigen Unterausschusses für Untersuchungen des Senats" in der ersten Juni-Hälfte die Überprüfung des für die Öffentlichkeit rätselhaften Vorgangs angestoßen.
PGA, DP-World-Tour einerseits und LIV Golf andererseits hatten sich Anfang vergangenen Monats nach über einjährigem, heftigen Streit über Einfluss, Spieler und Turniere völlig unerwartet zusammengeschlossen. Mit der geradezu sensationellen Vereinbarung zwischen den ungleichen Partnern endeten auch sämtliche Auseinandersetzungen beider Lager vor Gerichten. Die Vorwürfe wegen der Menschenrechtsverletzungen in dem arabischen Land spielten auf einmal keine Rolle mehr.
Saudis kündigen gewaltige Investitionen an
Die Senatsanhörung ergab auch eine erste Einschätzung der finanziellen Dimensionen der Fusion. Jimmy Dunne, einer der entscheidenden Unterhändler aus dem PGA-Vorstand in den Verhandlungen mit den Saudis, schätzte auf Nachfrage die von PIF-Vertretern in Aussicht gestellten Investitionen in das künftige Wettbewerbsformat auf "mehr als eine Milliarde Dollar" ein.

Dunne schilderte eindringlich, das die PGA praktisch keine Chance gegen die finanzielle Macht des Saudis-Fonds PIF gehabt habe. Ohne den Deal, sagte Dunne, wäre die Zukunft eindeutig gewesen: "Wenn sie uns jedes Jahr nur fünf Spieler wegkaufen, nehmen sie uns komplett aus. Sie haben unendlich viel Geld." Allein die Prozesskosten, die der PGA im Streit mit dem PIF entstanden wären, hätten in die Pleite geführt. Eine feindliche Übernahme wäre die Folge gewesen.
Quellen: "n-tv", "Süddeutsche Zeitung", Dokument des US-Senats.