Handball Deutschland ist Europameister

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist erstmals Europameister. Im EM-Finale am Sonntag in Ljubljana besiegte das Team Gastgeber Slowenien mit 30:25.

Die deutschen Handballer haben ihren "Final-Fluch" besiegt und fahren als Europameister zu den Olympischen Spielen in Athen. Nach zwei verlorenen Finals bei der WM 2003 und der EM 2002 besiegte die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand im Endspiel am Sonntag in Ljubljana EM-Gastgeber Slowenien mit 30:25 (16:10). Damit feierte der Vizeweltmeister den größten Erfolg für den deutschen Männer-Handball seit dem Olympiasieg der DDR 1980 und holte für den Deutschen Handball-Bund (DHB) den ersten Titel seit der Weltmeisterschaft 1978.

Vor 7000 Zuschauern in der ausverkauften Halle Tivoli bestimmte das DHB-Team ab der ersten Führung (3:2/4.) das Spiel mit Routine, Abgeklärtheit und Disziplin. Beim 16:10 zur Halbzeit hatte die Mannschaft erstmals einen Sechs-Tore-Vorsprung. "Ich denke, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen", sagte der verletzte Linksaußen Stefan Kretzschmar (Magdeburg), der zusammen mit dem Anfang der Woche am Meniskus operierten Nationalmannschafts-Regisseur Markus Baur (Lemgo) extra zum Finale angereist war.

Hochkonzentrierte Leistung

Kretzschmar sollte recht behalten. Seine Mannschaftskollegen spielten auch nach der Pause hochkonzentriert weiter und gerieten nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Aus dem starken Team ragten die Lemgoer Florian Kehrmann (9 Tore) und Daniel Stephan (8/4) heraus.

Dänemark EM-Dritter

Neben 40.000 Euro von der Europäischen Handball-Föderation (EHF) kassierten die deutschen Spieler für den Triumph 10.000 Euro, die ein Sponsor ausgelobt hatte. Zudem ist die Nationalmannschaft, in deren EM-Vorbereitung der DHB seit Januar 100.000 Euro investierte, bereits für die WM 2005 in Tunesien und die EM 2006 qualifiziert. EM-Dritter wurde erneut Dänemark durch einen 31:27 (15:14)-Erfolg im "kleinen Finale" gegen Weltmeister Kroatien. Das Spiel um Platz fünf gewann Olympiasieger Russland mit 28:26 (14:11) gegen den WM-Dritten Frankreich.

"Ich bin stolz auf die Mannschaft"

"Das ist eine herausragende Leistung der Mannschaft, dass sie zum dritten Mal das Finale erreicht hat. Wir sind die einzigen, die das drei Jahre hintereinander geschafft haben, im Finale zu stehen. Das überrascht mich schon. Ich bin stolz auf die Mannschaft", lobte Brand seine Akteure. "Die deutsche Mannschaft bestimmt die Weltspitze. Vor allem ist sie auch richtungsweisend, welcher Handball schön und erfolgreich ist. Es ist das Ergebnis einer konsequenten Arbeit vieler Jahre und damit besonders wertvoll", urteilte DHB-Präsident Ulrich Strombach über die Leistung der Auswahl.

Zwei verlorene Finals

Vor dem Endspiel haben die deutschen Spieler versucht, die zwei verlorenen Finals bei der EM 2002 und der WM 2003 aus den Köpfen zu verbannen. "Darüber denken wir nicht nach. Das ist ein neues Spiel", sagte Torhüter Henning Fritz, der bei der EM ein herausragendes Turnier gespielt hat. Mit einer Quote von 49 Prozent gehaltener Bälle war der Kieler auch ein großer Rückhalt beim 22:20-Halbfinalerfolg am Samstag gegen Dänemark.

"Finals gewinnt man"

Sloweniens Nationaltrainer Tone Tiselj, dessen Mannschaft in der Hauptrunde eine herbe 24:31-Schlappe gegen das deutsche Team erlitten hatte, stichelte angesichts zweier verlorener Endspiele vor dem Finale gegen das Brand-Team. "Deutschland hat zwei Finals verloren. Ich kann nur sagen: Finals spielt man nicht, Finals gewinnt man", meinte er auf der Pressekonferenz, nachdem Slowenien im Halbfinale Weltmeister Kroatien mit 27:25 bezwungen und sich damit den letzten freien Olympia-Platz gesichert hatte.

Herausragendes Vorrundenspiel gegen Slowenien

Im achten Spiel in elf Tagen wollte die deutsche Mannschaft trotz der körperlichen Verschleißerscheinungen an die Leistung der ersten Partie gegen Slowenien anknüpfen. "Das zu toppen, geht kaum. Das war ein herausragendes Spiel. Aber wir sind psychologisch im Vorteil, weil wir sie geschlagen hatten. Wenn man im Endspiel ist bei einer EM, darf es nicht an der Kraft liegen", erklärte Kapitän Daniel Stephan vom TBV Lemgo.

Unter den deutschen Fans waren neben Kretzschmar und Baur auch Vlado Stenzel, Trainer der deutschen Weltmeister-Mannschaft von 1978, auf der Tribüne.

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Martin Kloth, DPA

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