Der HSV Hamburg ist Europas bester Handball-Club. Mit Leidenschaft und einem überragenden Kampfgeist hat der deutsche Meister von 2011 erstmals die Champions League gewonnen. In einem Endspiel-Krimi besiegten die Hamburger am Sonntag in Köln den FC Barcelona mit 30:29 (25:25, 9:11) nach Verlängerung und krönten sich zum Nachfolger von Vorjahressieger THW Kiel.
20.000 begeisterte Zuschauer in der ausverkauften Lanxess Arena feierten den Sieger des Endrunden-Turniers Final4. Beste Spieler beim HSV waren Torhüter Johannes Bitter und Michael Kraus (6) als Torschütze. Für Barcelona traf Siarhei Rutenka siebenmal.
Zähes Ringen zwischen Hamburg und Barcelona
Im Spiel um Platz drei hatte zuvor der entthronte Titelverteidiger THW Kiel eine bittere 30:31 (12:19)-Niederlage gegen KS Vive Targi Kielce kassiert. Der deutsche Meister bot zeitweise eine desaströse Leistung und lag bereits mit neun Toren zurück. Beste Werfer waren Filip Jicha (6/1) und Momir Ilic (6/3) für Kiel sowie Rastko Stojkovic (8/1) für Kielce. Denis Buntic sah in der 60. Minute Rot. Kiel hatte am Vortag im Halbfinale mit 33:39 (16:19) gegen Hamburg verloren, Kielce unterlag Barcelona mit 23:28 (10:13).
Im Endspiel lieferten sich Hamburg und Barcelona ein zähes Ringen um jeden Ball und jedes Tor. Wie am Vortag im Halbfinale überzeugten die Spanier vorrangig mit ihrer kompromisslosen und schnellfüßigen Abwehr. Der HSV tat sich schwer, dieses vom Schweden Magnus Jernemyr organisierte Abwehrbollwerk zu knacken. Und dahinter hatte Barcelona in Danijel Saric einen erstklassigen Rückhalt, der zahlreiche Würfe der Hamburger parierte.
Dennoch bewies Hamburg seine Champions-League-Reife. Wann immer sich Barcelona einen Zwei-Tore-Vorsprung verschaffte, glich der deutsche Meister von 2011 wieder aus. Bis zum 8:8 (23.) verlief die Partie absolut ausgeglichen, weil beide Teams nur wenige Fehler machten. Erst danach kamen die Endspiel-erfahrenen Spanier zur 11:9-Pausenführung.
Torwart Bitter mit zahlreichen Glanzparaden
Immer wieder animierten Trainer Martin Schwalb und die Ersatzspieler von der Bank aus die Fans zum Anfeuern. Davon angetrieben glich der HSV nach einen Drei-Tore-Rückstand (10:13) beim 13:13 (38.) aus und erkämpfte sich dank der Glanzparaden von Torhüter Johannes Bitter beim 16:15 (43.) seine erste Führung. Und als Michael Kraus auf 20:18 (48.) erhöhte, stand die ganze Halle Kopf. Trotz einer 24:20-Führung (55.) musste der HSV noch in die Verlängerung.
Im ersten Spiel des Tages hatte der THW Kiel einen erschreckend schwachen Auftritt hingelegt. Einen Tag nach dem Halbfinal-Aus funktionierten einfache Dinge nicht. Die Pleite gegen Hamburg blockierte die Köpfe und lähmte die Körper. "Wir hätten das aus dem Kopf bekommen sollen, aber das war heute deutlich zu spüren", sagte Filip Jicha. Kiel lag mit 5:14 (18.) hinten. Kielce genügte eine durchschnittliche Leistung, um den Rekordmeister zeitweise vorzuführen.
Im zweiten Durchgang steigerte sich Kiel kämpferisch und holte auf. Beim 30:31 in der Schlussminute vergab Momir Ilic vom Siebenmeter-Punkt den möglichen Ausgleich. "Man muss das so akzeptieren. Wir haben dieses Wochenende nicht unsere Form erreicht. Jetzt stehen wir als der Vierte da", sagte der traurige Jicha.