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Leichtathletik Breuer und Schumann unter Dopingverdacht

Gegen Olympiasieger Nils Schumann und Sprinterin Grit Breuer ist ein Sportgerichtsverfahren eingeleitet worden. Der Prozess um Ex-Trainer Springstein lieferte nötige Anhaltspunkte.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat ein Ermittlungsverfahren gegen seine früheren Vorzeigesportler Nils Schumann und Grit Breuer wegen Dopingverdachts eingeleitet. Grundlage dafür sind Informationen aus den Akten des Strafprozesses gegen den wegen Minderjährigen-Dopings verurteilten Trainer Thomas Springstein. Mit einer Anzeige gegen den weltweit renommiertesten Manager der Szene, Jos Hermens (Niederlande), sowie den spanischen Arzt Miguel Anguel Peraita machte der Verband am Montag seinen "Doppelschlag" im Anti-Doping-Kampf perfekt.

Null Toleranz

"Der DLV redet nicht nur von Null-Toleranz im Kampf gegen Doping, sondern praktiziert sie", sagte Präsident Clemens Prokop in einer Presseerklärung und erneuerte seine Forderung nach einem Anti-Doping- Gesetz: "Doping hat inzwischen einen Organisationsgrad erreicht, der nur in Zusammenarbeit von Sport und Staat bekämpft werden kann."

Der Jurist hatte lange darum gekämpft, Einsicht in die Akten des Springstein-Prozesses zu bekommen und dafür sogar eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den leitenden Oberstaatsanwalt in Magdeburg gerichtet. Springstein war am 20. März dieses Jahres wegen eines "Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz im besonders schweren Fall" zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt worden.

Der 48 Jahre alte Ex-Coach der früheren 400-Meter-Läuferin Breuer hatte zwischen 2003 und 2004 auch den 800-Meter-Olympiasieger Schumann trainiert. Breuer hat im vergangenen Dezember ihre Karriere beendet. Schumann feierte im März nach dreijähriger Verletzungspause ein Comeback, bestritt aber danach keine Rennen mehr, weil er von einem Hund gebissen worden war.

Der DLV begründet das sportrechtliche Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen die Anti-Doping-Bestimmungen. Was Breuer und Schumann genau getan haben sollen - darüber machte der Verband angesichts des schwebenden Verfahrens keine Angaben.

Schumanns Manager schon seit Jahren unter Verdacht

Schumann, der mittlerweile bei der LG Eintracht Frankfurt trainiert, und die in die Hotelbranche gewechselte Breuer wurden um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Die Athleten waren am Montag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Schumanns Manager Frank Thaleiser zeigte sich überrascht von den Ankündigungen des DLV. Die einst in den Fällen Katrin Krabbe verwickelte Breuer war als Lebensgefährte Springsteins längst wieder unter Verdacht geraten.

Dass Springstein möglicherweise Teil der internationalen Dopingszene war, dafür spricht die Strafanzeige des DLV bei der Staatsanwaltschaft Magdeburg gegen Peraita und Hermens. Peraita wird im Umfeld des als Drahtzieher im Radsport-Skandal geltenden Mediziners Eufemiano Fuentes aus Madrid angesiedelt. Hermens war als einstiger Krabbe-Manager schon vor vielen Jahren ins Zwielicht geraten, ihm konnte jedoch nie ein Verfehlen nachgewiesen werden. Der Niederländer hat bei seiner Agentur "Global Sports Communication" neben Schumann weltweit über 100 Athleten unter Vertrag und führte den äthiopischen Wunderläufer Haile Gebrselassie zu einer Weltkarriere.

Grundlage dieser Strafanzeige, die von der Anti-Doping-Kommission mit Prokop, Wilfried Kindermann und Helmut Digel, dem Vizepräsidenten des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) beschlossen wurde, seien Anhaltspunkte für mögliche Straftaten im Zusammenhang mit Inverkehrbringen und Handel mit Arzneimitteln zu Dopingzwecken.

Ulrike John/DPA DPA

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