DOPING Amewu Mensah: »Ich bin positiv getestet«

Amewu Mensah, Ex-Freundin von 800-m-Olympiasieger Nils Schumann, war gedopt. Jetzt geht die 24-jährige Hochspringerin in die Offensive.

Amewu Mensah, Ex-Freundin von 800-m-Olympiasieger Nils Schumann, war gedopt. Doch anstatt das Ergebnis des Doping-Tests zu vertuschen, geht die 24-jährige Hochspringerin in die Offensive. Erstmals macht eine Athletin ihren eigenen Doping-Fall publik. »Ich bin positiv getestet worden und will offensiv mit der Sache umgehen«, sie in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ihren ungewöhnlichen Schritt. In einer beim Pfingst-Sportfest in Rehlingen am 4. Juni genommenen Urinprobe wurde das anabole Steroid Oxandrolon festgestellt. Das Ergebnis der am vergangenen Freitag veranlassten B-Probe im Kölner Doping-Kontrolllabor lag am Montag noch nicht vor, dürfte aber mit großer Wahrscheinlichkeit den A-Test bestätigen. Mensah, die zusammen mit Nils Schumann auf Plakaten für die Initiative »Keine Macht den Drogen« geworben hat, will das Doping-Mittel nicht bewusst eingenommen haben.

Nahrungsmittelzusätze verunreinigt?

Doping-Fälle mit Oxandrolon, das als Medikament auch zur Behandlung von verzögertem Längenwachstum und verzögerter Pubertät bei Jungen eingesetzt wird, ist offiziell in Deutschland nicht zugelassen und soll horrend teuer sein», sagte Amewu Mensah, die nun mit einer zweijährigen Sperre rechnen muss. Dass die Nahrungsergänzungsmittel, die sie wie die meisten Athleten nimmt, mit dem Anabolikum verunreinigt waren, glaubt das Hochsprung-Ass nicht. Dennoch will die Olympia-Achte ihre Präparate vorsorglich untersuchen lassen. «Ich habe meine Nahrungsergänzungsmittel nicht gewechselt und wurde am 16. Januar, 14. März und 8. Mai bei Doping-Kontrollen jeweils negativ getestet», berichtete Amewu Mensah. Bisher liegen keine Erkenntnisse vor, dass Nahrungsergänzungsmittel - die als Auslöser der Häufung von Nandrolon-Fällen gelten - mit Oxandrolon kontaminiert sind.

Rückenwind vom DLV

»Ich finde es gut, wenn ein Athlet selbst nach einem positiven Test an die Öffentlichkeit geht«, sagte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop. Der DLV hatte erst in der vergangenen Woche mit dem Sprinter Jörg Deerberg einen Doping-Fall publik gemacht. Dass der Mensah-Fall in der kommenden Woche bei der WM der Medaillenhoffnung Nils Schumann nachlaufen könnte, glaubt Prokop nicht: »Ich sehe keine Anhaltspunkte, die eine Bezugnahme auf Nils Schumann rechtfertigen würden.« Zumal die Liaison zwischen der attraktiven Hochspringerin und dem Mittelstreckenläufer, der am Samstag ins WM-Trainingslager nach Calgary flog, bereits Mitte Juni beendet war.

»Ich dachte, mich tritt ein Pferd«

Die in Ghana geborene und für den Berliner SC startende Amewu Mensah wurde am 28. Juni, einen Tag vor den deutschen Meisterschaften in Stuttgart, vom DLV über die positive Probe informiert. Daraufhin verzichtete die Athletin Not gedrungen auf einen Start und die Möglichkeit auf die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in der kommenden Woche in Edmonton. »Es war ein extrem unwirklicher Moment, als ich über den Test informiert wurde. Ich dachte, mich tritt ein Pferd«, sagte Amewu Mensah. Die in der A-Analyse entdeckte Dosis Oxandrolon ist nach ihren Angaben so gering gewesen, das sie physiologisch völlig ohne Wirkung sei. »Außerdem soll ich laut Test das anabole Steroid wenige Stunden vor dem Wettkampf eingenommen haben. Dies wäre unsinnig und wirkungslos«, meinte die Chemiestudentin, die wegen einer Innenbanddehnung im Fuß nur drei Wettkämpfe bestritt und dabei über 1,87 Meter nicht hinaus kam.

Kein juristisches Tauziehen

Im Glauben, unschuldig zu sein, habe sie nach Anhaltspunkten gesucht, die möglicherweise ihre Unschuld belegen können. Und es gibt Verdachtsmomente, die nach ihrer Ansicht noch nicht aufgeklärt sind. Hierzu gehört ein Fernsehteam, das sie bei der Doping-Probe am 4. Juni in Rehlingen stark bedrängte »und sogar bei der Urinabgabe dabei sein wollte«. Doch letztendlich will sie keine Ausreden konstruieren und Anschuldigungen (»Es fällt mir keiner ein, der mir so etwas antun wollte«) machen. Ebenso will Amewu Mensah keinen juristischen Feldzug starten. »Es kann keinen Weg durch die Instanzen geben. Mir fehlt dazu der finanzielle Hintergrund. Außerdem habe ich doch sowieso kaum Chancen«, erklärte sie. Ob in zwei Jahren ein Neuanfang nach abgelaufener Sperre möglich ist, lässt sie offen: »Ich weiß nicht, ob ich es noch ein Mal machen werde. Schließlich weiß ich jetzt, wie schnell man vom Kettenkarussell runterfallen kann.«

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