Ehemaliger Tennisprofi Was macht eigentlich ... Nicolas Kiefer?

Nicolas Kiefer: Was macht der ehemalige Tennisprofi eigentlich heute?
Nicolas Kiefer, 42, in einem Restaurant am Maschsee in Hannover
© Franz Bischof/stern
Als Tennisprofi zählte er zur Weltspitze und gewann bei den Olympischen Spielen 2004 Silber im Doppel.

Haben Sie den Schläger noch, mit dem Sie als Sechsjähriger anfingen, Tennis zu spielen?

Ja, ich habe sogar noch drei meiner ersten Schläger. Die waren aus Holz und sind verglichen mit den heutigen Modellen unglaublich schwer und behäbig. Mittlerweile unterstütze ich als Trainer und Berater das Trainerteam des SCC Berlin in der Jugendarbeit. Ab und zu zeige ich den Kindern meine alten Schläger. Sie können meist gar nicht glauben, dass damit früher überhaupt Tennis gespielt wurde.

15SN_Tennis_210804.jpg     Nicolas KIEFER  jubelt nach einem gelungenen Spielzug, Aktion,
Fernando GONZALES / Nicolas MASSU (CHI) - Nicolas KIEFER / Rainer SCHUETTLER (GER)  6:2, 4:6, 3:6, 7:6, 6:4
Tennis Doppel Finale der Maenner am 21.08.2004
Olympia ...
© Foto: Sven Simo/DDP

Nicolas Kiefer

Kiefer, 1977 in Holzminden geboren, schaffte 1999 den Sprung in die Weltspitze. Auf der ATP-Tour gewann er neun Turniere und stand weitere 13 Mal in einem Endspiel. Sein größter Erfolg war die Silbermedaille im Doppel mit Rainer Schüttler 2004 in Athen (Foto: während des Finales). Kiefer ist ver­heiratet, hat eine neunjährige Tochter und lebt in Hannover. Er ist leidenschaftlicher Anhänger von Hannover 96, spielt Golf, surft, läuft Marathon und engagiert sich für die Aktion Kindertraum e.V.

1999 schafften Sie den Sprung in die Tennisspitze, waren ein Jahr später die Nummer vier der Weltrangliste. Ihre Karriere-Highlights?

Das Halbfinale beim Masters 1999 in meiner Heimatstadt Hannover mit einer Niederlage gegen Pete Sampras und das Halbfinale bei den Australien Open 2006. Aber vor allem natürlich die Olympischen Spiele 2004 in Athen. Eigentlich war ich dort im Doppel mit Rainer Schüttler ohne große Erwartungen an den Start gegangen. Dann kamen wir Runde um Runde weiter und standen plötzlich im Finale. Letztendlich war es tragisch: Wir hatten vier Matchbälle. Das war eine einmalige Chance, die Goldmedaille war zum Greifen nah – und trotzdem verloren wir.

Aber Sie gewannen Silber.

Ja, das realisierte ich aber erst später. Zunächst ging es weiter nach New York zu den USOpen. Als die vorbei waren, fiel der Druck von mir ab. Erst dann wurde mir bewusst, welch riesengroßer Erfolg das doch gewesen ist in Athen.

Sie haben allein an Preisgeld 7,5 Millionen US-Dollar gewonnen. Arbeiten Sie heute noch, um Geld zu verdienen?

Sagen wir es so: Mir geht’s auch heute noch sehr gut. Aber man muss wissen: Tennisprofis sind Einzelunternehmer, bei denen die Kostenseite extrem hoch ist, da wir Trainer, Hotels, Reisen und vieles andere selbst finanzieren.

Bei Ihrem Rücktritt 2010 verkündeten Sie, Ihr Sportmanagement-Studium abschließen zu wollen. Haben Sie diesen Vorsatz durchgezogen?

Nein. Gleich in meinem ersten Profijahr 1997 musste ich aufgrund einer schweren Verletzung drei Monate pausieren. Damals hatte ich das Studium begonnen, um meinen Kopf zu fordern und zugleich als eine Art Absicherung, falls es mit der Tenniskarriere doch nicht klappen sollte. Später legte ich mein Studium auf Eis, um mich auf den Sport zu konzentrieren. Letztlich bin ich dann nicht mehr richtig ins Lernen reingekommen. Es war zu viel Zeit vergangen.

Was haben Sie stattdessen gemacht?

Tennis spielen ist nach wie vor meine große Leidenschaft. Als Experte und Markenbotschafter von Robinson Clubs leite ich Tennis-Camps, spiele zugleich aber auch aktiv beim SCC Berlin im Herren-40-Team um die Deutsche Meisterschaft. Vor Kurzem kam meine erste eigene Freizeit- und Tenniskollektion auf den Markt. Mir ist es aber auch wichtig, etwas zurückzugeben.

Sie setzen sich für den Nachwuchs ein.

Bis Ende 2018 war ich Berater und Trainer im DTB-Leistungszentrum in Hannover. Dort hat mir aber irgendwann das Konzept nicht mehr zugesagt. Die Kinder waren teilweise übertrainiert, standen wie Roboter auf dem Platz. Deshalb kritisierte ich auch immer wieder die Trainingsweise, leider erfolglos. Seit Anfang des Jahres arbeite ich beim SCC Berlin. Die Kinder sind hoch motiviert, haben beim Training ein Leuchten in den Augen und so richtig Spaß am Sport. Das ist schön zu sehen, denn so soll es sein.

Interview: Sabine Hoffmann

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