Nach der Wahl von London als Ausrichter der Olympischen Spiele 2012 geht Hamburg in die Offensive. Die Hansestadt will sich zunächst um die Spiele 2016 bewerben und kündigt bei einer Niederlage weitere Kandidaturen für 2020, 2024 und 2028 an. "Der Senat verbindet seine Vision von Hamburg als einer internationalen Metropole klar mit der Bewerbung für Olympische Spiele - im Rahmen einer langfristig angelegten Strategie", teilte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust in einem Schreiben dem Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Klaus Steinbach, mit. "Es liegt mir sehr daran, diese Strategie mit dem NOK abzustimmen und weiterzuentwickeln", heißt es an anderer Stelle.
Nachdem Hamburg vor zwei Jahren in der nationalen Ausscheidung für die Bewerbung um die Spiele 2012 Leipzig unterlegen war, glauben die Entscheidungsträger in der Hansestadt, dass sich die Stimmung in den Sportfachverbänden zu Gunsten Hamburgs gewandelt habe. Vor allem das vorzeitige Scheitern Leipzigs im Wettstreit mit der internationalen Konkurrenz hat den Ruf nach einem großen, mit einer modernen Infrastruktur ausgerüsteten deutschen Bewerber laut werden lassen.
Chancen für Spiele erst 2028?
Das Konzept Hamburgs, "Spiele am Wasser im Herzen der Stadt" austragen zu wollen, biete laut von Beust "eine städtebaulich und architektonisch einzigartige Option". Der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass die "heutige Entscheidung des IOC für London die Chancen einer Hamburger Bewerbung für die Folgetermine nicht schmälert". Widerspruch erntete er damit von seinem Parteifreund Jürgen Klimke. "Die Entscheidung für London bedeutet, dass Olympische Spiele in Hamburg realistischerweise erst 2028 stattfinden können", meinte der Bundestagsabgeordnete.
Erneut muss sich die zweitgrößte deutsche Stadt mit ihren 1,7 Millionen Einwohnern einer starken nationalen Konkurrenz stellen. Auch Berlin hat angekündigt, sich nach der gescheiterten Bewerbung für die Spiele 2000 nochmals ins Rennen zu begeben. Zudem gibt es einen mittelbaren Rivalen aus dem eigenen Land: München. Die bayerische Landeshauptstadt will sich für die Olympischen Winterspiele 2018 bewerben. Sollte sie Erfolg haben, dürften die deutschen Bemühungen um Sommerspiele zumindest für 2020 und 2024 kaum von Erfolg gekrönt sein.
Geduld und langer Atem
Deshalb appelliert die Hamburger Wirtschaft an das Nationale Olympische Komitee (NOK), Hamburg als einzigen deutschen Bewerber bis einschließlich 2028 ins Rennen zu schicken. Das City-Konzept mit Spielen am Wasser sei so schlüssig und ausgereift, dass bei einer Entscheidung 2016 gegen Deutschland Hamburg auch bei den Bewerbungen 2020, 2024 und 2028 auf Ballhöhe bleiben könne, heißt es in einer Erklärung der Handelskammer Hamburg. Damit könne dem IOC signalisiert werden, "Hamburg will unbedingt die Spiele, wir sind dazu jederzeit bereit, haben aber auch Geduld und einen langen Atem", sagte Karl- Joachim Dreyer, Präses der Handelskammer.
Damit Hamburg das Marathonrennen um die olympische Gunst in den nächsten zwei Jahrzehnten durchhalten kann, läuft sich die Stadt schon jetzt warm. Die Voraussetzungen für den Spitzensport in der Hansestadt sollen deutlich verbessert werden. Einen Tag vor Bekanntgabe der Dauerbewerbung hatte der Senat den Ausbau des Olympia-Stützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein mit einem Umfang von 17,9 Millionen Euro beschlossen. Mit der Fertigstellung des Komplexes wird 2008 bis 2009 gerechnet.