Die Bewerberstädte um die Olympischen Spiele 2008 haben sich in den letzten Tagen noch einmal mächtig ins Zeug gelegt. Selbstdarstellungen, Präsentationen und gesammelte Lobeshymnen auf die jeweilige Stadt. Ob all die Anstrengungen der Mühe wert waren, wird sich heute zeigen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) stimmt in Moskau über den Austragungsort der Olympischen Spiele 2008 ab. Nach der letzten Präsentation der fünf Bewerberstädte - Peking, Toronto, Osaka, Paris und Istanbul - wird das ICO gegen 16 Uhr die Entscheidung fällen. Peking gilt als Favorit. Der Generalsekretär des chinesischen Bewerbungskomitees, Wang Wei, hatte am Vortag noch einmal versucht, die Bedeutung der Spiele für China zu untermauern. Sein Land werde die Menschenrechtslage verbessern und zu den Spielen Pressefreiheit gewähren. Die Menschenrechtspolitik Chinas ist einer der größten Kritikpunkte an der Bewerbung Pekings.
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Bemühungen in China
»Wenn wir die Spiele bekommen, werden sie nicht nur unsere Wirtschaft fördern, sondern auch die gesamten sozialen Verhältnisse verbessern, eingeschlossen Erziehung, Gesundheit und Menschenrechte«, sagte Wang. Zugleich sagte er, die Medien erhielten »vollständige Freiheit zu berichten, wenn sie nach China kommen«. In einem Kommentar der »Volkszeitung« heiß es am Freitag, selbst wenn die Bewerbung Pekings nicht erfolgreich sei, werde das Land weiter an der Modernisierung der Wirtschaft arbeiten.
Politische Geste?
Als aussichtsreiche Konkurrenten Pekings gelten Toronto und Paris. In den Beurteilungen des IOC schnitten Istanbul und Osaka schlechter ab. Dass die Sommerspiele 2004 in Europa stattfinden, nämlich in Athen, gilt als Nachteil für Paris. Kanada war 1976 mit Montreal schon einmal Gastgeber der Spiele. In Moskau hieß es zudem, man wolle China, das sich bereits im Jahr 2000 um eine Austragung beworben hatte, nicht ein zweites Mal abweisen. Beobachter gingen davon aus, dass IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch zum Ende seiner Amtszeit als politische Geste eine Entscheidung für Peking anstrebt. Samaranchs Nachfolger wird am Ende der IOC-Konferenz am Montag gewählt.
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Geheime Stimmabgabe
Im Welthandelszentrum von Moskau sind von den 119 angereisten Mitgliedern des IOC 106 wahlberechtigt. Die übrigen 13 Mitglieder stammen aus Ländern, aus denen Bewerbungen um zukünftige Austragungsorte vorliegen. Um zu gewinnen, braucht ein Kandidat die einfache Mehrheit von mindestens 54 Stimmen. Erreicht kein Kandidat die erforderliche Mehrheit in der ersten Runde, scheidet der Bewerber mit dem geringsten Stimmenanteil aus. Es wird so lange gewählt, bis ein Kandidat die einfache Mehrheit erringt. Die Stimmabgabe ist geheim.