Skifahren in Adelboden Erst beim Eskimo, dann neu geboren

Von Klaus Bellstedt
Adelboden in der Schweiz ist anders. Rummel sucht man hier vergeblich. Stattdessen lockt oben auf der Alp ein Eskimo mit seinen Hunden. Danach heißt es dann entspannen.

Ist es nur ein Vorurteil, dass in der Schweiz die Uhren langsamer ticken? Die Antwort lautet: nein! Zumindest nicht in Adelboden, im Westen des Berner Oberlandes. Das kleine Skidorf, das am Ende des Engstligentals auf einer Höhe 1.350 Metern liegt, gehört einerseits zu den vielseitigsten Skiregionen der Schweiz, andererseits ist dort eine Idylle zu spüren, die ihresgleichen sucht. Betelberg, Silleren-Hahnenmoos, Chuenisbärgli, Elsigen-Metsch, Tschentenalp: Das sind die die größten Gebiete der Skiregion Adelboden-Lenk. In allen lässt es sich prima wedeln. Die Wartezeiten an den Liften sind fast immer gering, die Pisten bestens präpariert. Anfänger und Profis, für jeden ist etwas dabei. So weit, so gewöhnlich – könnte man meinen. Mittlerweile locken fast alle Skiregionen in den Alpen mit solchen Argumenten. Adelboden hat aber noch mehr zu bieten. Und das ist die in 2000 Metern Höhe gelegene Engstligenalp.

Schon der Weg hinauf zur Hochebene wird zum Erlebnis. Tatsächlich gibt es hier noch einen Seilbahnführer, der die Gondel bis zum Gipfel begleitet. Es klingelt, knarrt und ächzt im Gebälk, wenn die Bahn nach nicht einmal zehn Minuten Fahrt ihr Ziel erreicht hat. Nostalgiker kommen bei dieser Tour voll auf ihre Kosten. Jeder Skifahrer kennt das Gefühl: Raus aus der Gondel, Skier anschnallen, Helm auf und ab geht die Post, immer der Masse nach. Auf der Engstligenalp ist alles anders. Hier genießt man einfach nur die Natur – übrigens auch als Tourengeher, Langläufer oder Freerider. Es ist eine andere Welt, die einen hier oben erwartet.

Der einzige Eskimo der Schweiz

Wer zur richtigen Zeit da ist, begegnet auch an Sonnentagen nur ein paar Dutzend Menschen. Auf dem Hochplateau gibt es lediglich sechs Skilifte. Die Pisten sind unendlich breit und passen sich an das Gebirge an. Mit etwas Glück erspäht der Beobachter oben an den steilen Hängen von von Wildstrubel, Ammertenspitz oder Tierhörnli ein paar Gämse. Mensch und Natur begegnen sich auf der Engstligenalp gewissermaßen auf Augenhöhe. Einer, der das besonders gut weiß, ist Markus Röthlisberger. Für fünf Monate im Jahr lebt der Hundeschlittenführer oben auf der Alp zusammen mit seinen Vierbeinern. Der Mann ist ein Erlebnis. Im Sommer deckt er unten im Tal Dächer, aber erst im Winter fängt er - zumindest nach eigenem Verständnis - richtig an zu leben.

Röthlisberger ist der einzige Eskimo der Schweiz, hat mal ein Journalist über den Bergmenschen von der Engstligenalp geschrieben. Ein bisschen verschroben ist er schon. Sein spartanisch eingerichtetes Iglu teilt er sich mit seinen 20 Hunden. Es sind sogenannte Alaskan-Huskies – ein Mix aus Polarjagd- und Windhunden. Alle haben ihren Rang im Rudel. Und Röthlisberger ist der Rudelführer. Wenn es früh morgens raus geht, spannt der Schweizer seine Tiere vor den Schlitten der Marke Eigenbau. Der ist geräumig. Sogar Rollstühle und Kindergruppen haben in ihm Platz. Der Eskimo füttert seine Huskies schnell noch mit ein paar Brocken rohem Fleisch. Dann beginnt die wilde Hatz. Alle hören auf sein Kommando. Plötzlich zieht einem trotz des Fahrtwindes und der schneidenden Kälte im Gesicht die einsame Weite der Hochebene in ihren Bann. Jetzt kann man verstehen, warum Markus Röthlisberger ein glücklicher Mensch ist.

Stilvoll und relaxed

Wer gar nicht mehr runter will von der Alp und die Geborgenheit des Eises auch nachts spüren will, kann darauf hoffen, dass ihm der Hundeführer einen Schlafplatz im einzigen Nebenzimmer seines Iglus anbietet. Das hat dann was von Abenteuer. Deutlich komfortabler kann man aber die Nächte unten im Tal verbringen. Zum Beispiel im Design Hotel "The Cambrian". Das Vier-Sterne-Haus ist eines der vornehmsten Adressen von Adelboden. Das, was diese Hotel auszeichnet ist die entspannte Atmosphäre Wo immer man sich im Haus auch aufhält, ob in der Lobby, im Zimmer, im Restaurant, oder im Spa-Bereich, sofort umschleicht einen dieses wohlige Gefühl von Entspanntheit. Das beim Gast auszulösen, ist die vielleicht größte Kunst eines Hoteldirektors mit samt seinen Angestellten.

Im Cambrian geht es stilvoll und doch relaxed zu. Das liegt vor allem auch an der ungezwungenen Freundlichkeit des Personals. Hier wird nicht gemeckert, wenn man nach dem Skifahren und noch in Sportklamotten und auf Socken einfach nur in einem der gemütlichen Sessel in der Lobby zur Teestunde das atemberaubende Alpenpanorama genießen möchte. Hier wird man gelassen. Im Cambrian ist der Gast wirklich König. Natürlich trägt auch die Einrichtung zum Wohlbefinden bei. Zeitlose, schlichte Eleganz bestimmt das Design des Innenarchitekten Peter Silling. Besonderes Augenmerk wurde auf die Verwendung heimischer Materialien gelegt: Geschlagener Schiefer, Holz und Stein harmonieren mit den warmen Erdtönen der stilvoll platzierten Möbel. Das Hotel verfügt über 71 Zimmer und Suiten, darunter zwei Präsidentensuiten, das Restaurant, die Scott's Bar, vier Veranstaltungsräume, ein Fitnesscenter und einen 750 Quadratmeter großen Spa-Bereich.

The Cambrian Adelboden

Im Winter 2012/13 liegen die Preise für ein Doppelzimmer bei Doppelbelegung ab 250 Schweizer Franken (zirka 208 Euro) pro Nacht inklusive alpinem Frühstück. Für die Halbpension werden 69 Schweizer Franken pro Person (zirka 57 Euro) aufgeschlagen. Nähere Informationen und aktuelle Tagespreise finden sich auf der Website unter "The Cambrian".

Außenpool als echtes Highlight

Das Abendessen ist wunderbar. Der Koch legt Wert auf die Verwendung von Produkten aus der Umgebung – was nicht heißt, dass jeden Abend eine andere Käsevariation serviert wird. Das Gegenteil ist der Fall: Vielfalt und Kreativität sind angesagt. Nur beim Frühstück gibt es im Cambrian noch ein bisschen Luft nach oben. Ein Hotel dieser Klasse sollte es sich leisten können, den Orangensaft auch frisch gepresst anzubieten. Das Herzstück des Hotels bildet der Wellnessbereich auf zwei Ebenen. Das absolute Highlight vom The Cambrian ist der mit über 30 Grad wohltemperierte Außenpool, auf dessen integrierten Whirlpool-Liegen das Bergpanorama fast hautnah bestaunt werden kann. Nach einem langen Tag auf den Bretten ist das für Sportler die ultimative Entspannung. Nach dem Bad in der heißen Quelle fühlt man sich wie neu geboren. Und sinkt selig in die Kissen. Ach wäre doch immer alles so.

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