Springreiter Ludger Beerbaum "Da ist Neid und Hass im Spiel"

Buhmann, Betrüger, Besserwisser: Der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum musste sich zuletzt etliche Beschimpfungen gefallen lassen. Sein Geständnis zum Umgang mit Medikationen hat den deutschen Vorreiter viel Ansehen gekostet. Aber Beerbaum bleibt kühl - auch beim CHIO in Aachen.

Über die negativen Äußerungen gegenüber seiner Person sagt Beerbaum: "Es ist mir ziemlich egal, wie man mich jetzt bezeichnet. Da ist Neid und Hass im Spiel". Seine Aussage, dass für ihn früher bei Medikationen erlaubt war, was nicht gefunden wurde, hat ihm fast mehr geschadet als eine positive Doping-Probe. Dennoch bleibt der 45-Jährige kühl. "Entscheidend ist, dass ich in der Sache die Wahrheit gesagt habe", so Beerbaum. Angst, dass ihm die Aussagen eine weitere Sperre einbringen, hat Beerbaum nicht. Der Anhörung durch die Doping-Kommission ab dem 13. Juli sieht er gelassen entgegen. "Ich werde da ohne Probleme durchkommen", glaubt der EM-Dritte und erklärt: "Schließlich habe ich meine Aussagen auf Medikationen und nicht auf Doping-Mittel bezogen."

Leiser Applaus, keine Pfiffe

Gewisse Medikationen sollten laut Beerbaum im Pferdesport möglich sein. Dass jedoch Reiter wie zuletzt Isabell Werth zu Doping-Mittel greifen, dürfe sich nicht wiederholen. "Da müssen wir uns an die eigene Nase packen und sensibler werden. Sonst hat unser Sport keine Chance", sagt der Einzel-Olympiasieger von 1992, der bei seinem ersten Start in Aachen ohne Pfiffe und mit leisem Applaus empfangen wurde. Nach seiner Suspendierung für den Nationenpreis fehlt der Routinier am Donnerstag (22.05 Uhr/live im ZDF) ausgerechnet zum Jubiläum.

Seit 100 Jahren gibt es den Ländervergleich, seit 80 Jahren messen sich die besten Nationen in Aachen. "Das ist immer ein Highlight", sagt der zweimalige Team-Weltmeister. Nach der Verletzung seines Top-Pferdes Coupe de Coeur läuft es sportlich eh nicht nach Wunsch. Seine Chancen auf einen Platz in der Mannschaft für die Europameisterschaften Ende August im englischen Windsor sind gesunken. "Ob man mir das glaubt oder nicht. Die EM ist nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass wir in der Doping-Debatte die Kuh vom Eis kriegen."

Ausgerechnet sein Schüler Philipp Weishaupt wird ihn Donnerstag vertreten und neben Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen), Marcus Ehning (Borken) und Carsten-Otto Nagel (Wedel) das Team bilden. Bundestrainer Otto Becker gab dem 23-Jährigen nach seinem Triumph bei den deutschen Meisterschaften eine Chance. "Ihm steigt der Erfolg nicht zu Kopf", sagt Beerbaum über seinen Zögling, der seit sechs Jahren bei ihm auf der Anlage in Riesenbeck arbeitet und trainiert. Direkt nach seinem Sieg bei der DM musste Weishaupt auf Anordnung seines "Chefs" wieder bei einem kleinen Turnier starten und Nachwuchspferde reiten. Beerbaum: "Das hat er ohne Murren gemacht und bewiesen, dass er auf dem Boden geblieben ist."

SID
Nikolaj Stobbe/SID

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