Tagebuch - United Internet Team Germany Frustrierende Heckansichten

Von Gerrit Bottemöller und Henning Sohn, Crew-Mitglieder
Voller Zuversicht und Kampfgeist ging die deutsche Crew aufs Wasser. Die Kiwis hatten Probleme mit ihrem Spinnaker - die Chance. Aber es reichte nicht. "Ger 72" verlor knapp - auch gegen die Franzosen.

Tja, wenn ich ehrlich bin, hatte ich dieses Ergebnis nicht erwartet. Der Donnerstag fing recht normal und zuversichtlich an. Am Morgen gab es im Fitnessstudio ein lockeres Kraftprogramm. Ganz locker. Nicht zuviel. Kraft sparen. Die Stimmung im Team war richtig gut. Es lag in der Luft, dass wir endlich in die Rennen starten. Das Wetter war super. Dann ging es in den ersten Wettkampf.

Die Devise: Den Kiwis das Leben schwer machen

Gegen Neuseeland hatten wir uns fest vorgenommen, ihnen das Siegen schwer zu machen. Wir suchten unsere Chance. Aber nach Winddrehern, ständig wechselnden Windgeschwindigkeiten und nicht aufkommendem Boots-Speed, konnten wir den Kiwis nicht auf den Fersen, oder besser am Heck bleiben.

Online-Tagebuch von Gerrit Bottemöller

Gerrit Bottemöller ist Mastmann im United Internet Team Germany. Beim Segelsetzen untersützt er den Pitman wie auch das Grinder-Team beim Wenden. Auf stern.de berichtet er von seinen Erlebnissen bei den Vorregatten in Valencia.

Und dann doch eine Chance ranzukommen: Die Neuseeländer hatten ein Problem mit ihrem Spinnaker. Aber selbst das, wie nicht anders zu erwarten, warf die Profis kaum zurück. Wir hatten das Nachsehen. Sei's drum, Rennen abhaken und weiter geht's! Die Spinnaker vorbereiten, also schnell checken und auf Wolle binden. So geht das Tuch beim Setzen nicht zu früh auf. 514m² auf 4m² - ziemlich viel Stoff, aber zu dritt geht es sehr schnell.

Frustriert am Heck der Franzosen

Nun stand also das Highlight des Tages auf dem Programm - die Franzosen. Der Start war so, wie die Afterguard es sich zu Recht gelegt hatte. Ein guter Anfang. Zuversicht. Die wurde nur ziemlich schnell vom Winde verweht. Aber es blieb spannend: Wir saßen den Franzosen im wahrsten Sinne des Wortes im Heck ihres Bootes. Doch irgendwie kamen wir nicht an ihnen vorbei. Tja, das ist wie in der Formel 1: Auffahren ist das Eine, doch Überholen ist etwas ganz anderes. Wir waren zwar dran, aber dort blieben wir auch. Frustriert sahen wir immer nur das Heck der Franzosen.

Da hilft nur eins: Den Tag abhaken und morgen neu angreifen. Wir können eigentlich nur dazu lernen.

Online-Tagebuch von Henning Sohn

Henning Sohn arbeitet als Grinder an den Winschen. Sein Job ist Kurbeln. Er pflegt und wartet die Winschen auch. Auf stern.de berichtet er von seinen Erlebnissen bei den Vorregatten in Valencia.

"Wir greifen wieder an"

Und wieder kehrt die Ruhe in mir zurück. Die quälende Frage, woran es lag, kann nur zum Teil beantwortet werden. Auf der Suche nach Lösungen glaubt man, das Rad neu erfinden zu müssen. Manchmal liegt die Lösung auf der Hand und man sieht sie nicht, weil man in ihr selbst verankert ist. Da hilft nur eins: Sich selbst aus dem Geschehen herausziehen, Zuschauer werden. Plötzlich sieht man die Fehler und Möglichkeiten. Ich ziehe mich dann zurück und schalte ab. Routinetätigkeiten wie Bootwaschen oder Bootliften eignen sich bestens dazu. Erst ist noch alles frisch im Kopf, doch schon eine halbe Stunde später Vergangenheit. Dann wird der Blick objektiv und die ganze Wahrheit sichtbar. Aber nur, wenn man sich selbst auch kritisch betrachtet

Ich habe festgestellt, dass ich bei mir noch Raum und Kapazitäten zur Weiterentwicklung finde. Daraus ziehe ich meine Motivation. Mein persönliches Motto: "Take a step forward in life". In etwa: Gib nie auf und nutze jede Chance, um einen Schritt nach vorne im Leben zu machen. Getreu diesem Motto, werde ich jetzt einen Schritt nach vorne in mein Bett machen. Beim nächsten Rennen greifen wir wieder voll an.

Auch Teamkollege Henning Sohn berichtet auf stern.de über seine Erfahrungen und Hoffnungen mit der "Rennziege" GER 72.

Nun ist der erste Renntag hinter uns. Die gute Nachricht: Die Winschen, für deren Wartung ich mitverantwortlich bin, haben funktioniert. In den vergangen Tagen haben wir intensiv am Winschsystem der GER 72 gearbeitet. Viel, sehr viel Zeit für Servicearbeit investiert und neue, verbesserte Elemente eingebaut. Die Arbeit hat sich gelohnt. Nun die schlechte Nachricht: Wir haben zwei Rennen verloren.

Neuseeland schon mit neuem Boot

In unserem ersten Rennen segelten wir gegen die Neuseeländer. Große Hoffnung konnten wir uns gegen dieses Favoriten-Team nicht ausrechnen. Neuseeland gehört bereits zu den Teams, die ihr neues Boot segeln. Diese Boote sind für die Wetter- und Wellenbedingungen von Valencia designt und nicht für den ruppigen Golf von Haruki, den Austragungsort des vergangen Cups.

Auf die Winschen ist Verlass

An der ersten Kreuz war klar, dass unser Gegner schneller ist und auch noch bessere Winkel zum Wind steuern kann. An der ersten Luvtonne sah es zunächst gut für uns aus. Die Neuseeländer hatten den Genaker gerade gesetzt, da brach das Fall, und das Segel musste vom Begleitboot eingesammelt werden. Aber sie lagen immer noch in Führung, als der zweite Genaker gesetzt wurde. Jetzt war klar, dass wir nicht mehr so viel ausrichten konnten.

Im zweiten Rennen segelten wir gegen das Französische Team, Areva Challenge. Im Training hatten wir sie bereits geschlagen. Ein machbarer Gegner. Es wurde ein knappes und spannendes Rennen mit vielen Manövern. Am Ende lagen wir eine Bootslänge hinter den Franzosen. Knapp verloren ist auch verloren.
Wenigstens auf unsere Winschen können wir uns verlassen. Ein schwacher Trost, aber immerhin.
To be continued...

PRODUKTE & TIPPS