Vierschanzentournee Die Schmitt-Katastrophe

Trotz seines katastrophalen Starts ins Jahr 2006 wird Martin Schmitt bei der Vierschanzentournee nicht das Handtuch werfen. Aber ihm droht das Aus für die Skiflug-WM Mitte Januar.

"Er springt die Tournee zu Ende. Danach machen wir einen Schnitt und schauen, ob ein Start bei der Skiflug-WM Sinn macht. Derzeit ist er nicht in der Lage, dort einen Rausreißer zu machen", sagte Bundestrainer Peter Rohwein nach dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, das Schmitt nach seinem Aus in der Qualifikation bei seiner elften Teilnahme erstmals als Zuschauer am Fernsehen verfolgen musste.

Damit hatte die Dauer-Krise des viermaligen Weltmeisters am Silvestertag einen neuen Höhepunkt erreicht. "So etwas darf nicht passieren. Mir reicht’s erst einmal vom Skispringen", hatte Schmitt seinen neuerlichen Absturz kommentiert. Am Abend steckten er und Rohwein im Mannschaftshotel die Köpfe zusammen, um über den weiteren Weg im Olympia-Winter zu diskutieren. "Es war ein gutes und recht gelöstes Gespräch. Martin schätzt seine Situation realistisch ein"", berichtete Rohwein.

"Ich mache das ja nicht mit Absicht"

"Aus dem Weltcup raus zu gehen, wäre sicher ein Weg. Aber ich bin der Meinung, dass es auch anders geht. Ich verzweifel jetzt nicht und traue mir zu, gute Sprünge machen zu können", erklärte Schmitt und setzte sich mit dieser Meinung durch. Woher der Schwarzwälder dieses Selbstbewusstsein nimmt, bleibt jedoch sein Geheimnis. Schon beim Auftakt in Oberstdorf war der Team-Olympiasieger von 2002 als 24. weit hinter den eigenen Erwartungen zurück geblieben. "Ich muss jetzt die Gründe erforschen, denn ich mache das ja nicht mit Absicht", sagte Schmitt.

Rückendeckung erhielt er von der Führungsspitze des Deutschen Skiverbandes (DSV). "Ich würde es auch nicht für richtig halten, jetzt auszusteigen. Martin weiß, wie wir zu ihm stehen. Daran ändert auch solch ein Ergebnis nichts", sagte DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller am Sonntag der dpa.

Rohwein war nach dem Fiasko konsterniert. "Das ist frustrierend, für Martin und mich. Wir müssen immer wieder von vorne anfangen, eine andere Chance haben wir gar nicht", sagte der sichtlich geschockte Rohwein. Die endlosen Diskussionen um Schmitts anhaltende Formkrise setzen dem Coach gehörig zu und lassen ihn dünnhäutiger werden. "Es sind viele große Namen draußen, die nicht in einer Krise stecken, wie sie Martin immer nachgesagt wird. Aber das interessiert überhaupt nicht. Auf Martin schaut dagegen die ganze Welt. Das ist unser Problem", grantelte Rohwein.

Zu tief beim Absprung

Als Grundproblem hat Schmitt eine fehlerhafte Anfahrtsposition ausgemacht. "Ich sitze zu tief beim Absprung", analysierte er. Den Fehler abzustellen vermag er allerdings nicht. "Wenn ich auf der Suche nach der Wohlfühlposition im Anlauf eingreife, stimmt gar nichts mehr. Das ist ja das Verrückte: Wenn ich etwas verbessern will, geht es in die falsche Richtung", haderte Schmitt.

Das Dauer-Tief des 28fachen Weltcupsiegers, dessen letzter Erfolg schon fast vier Jahre zurückliegt, verschärft auch Rohweins Probleme im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele in Turin. Dort soll die Mannschaft eine Medaille holen, und dafür braucht der Bundestrainer nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Jörg Ritzerfeld einen starken Schmitt dringender denn je. Sechs Wochen vor Olympia-Beginn ist der 27-Jährige davon jedoch meilenweit entfernt.

Eric Dobias/DPA

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema