
Als SED-Nachfolgepartei gestartet, als Kümmerin in den ostdeutschen Bundesländern groß geworden, heute fast in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht: Die Linke ist in der Krise. Während Deutschland 35 Jahre Mauerfall feiert, hat die Partei im Bundestag keinen Fraktionsstatus mehr, bei den zurückliegenden Landtagswahlen verlor sie drastisch, flog in Brandenburg ganz aus dem Parlament. Doch gegen den Trend hat sich Heidi Reichinnek, Vorsitzende der Linken-Gruppe im Bundestag, zur reichweitenstarken Politfluencerin auf Tiktok entwickelt: 222.000 Follower, Kultstatus bei Jugendlichen.
Tiktok-Sternchen der Linken
''Kurzvideos sind eine wichtige Möglichkeit, mit Menschen in den Dialog zu treten, und sie machen mir Spaß'', sagt Heidi Reichinnek im Gespräch mit Simone Menne, der Gastgeberin des stern-Podcasts ''Die Boss – Macht ist weiblich''. ''Wenn ich dort nicht stattfinde, sende ich außerdem ein Signal: Diese Art der Kommunikation interessiert mich nicht.''
Vorwürfe, Tiktok sei oberflächlich oder populistisch, wehrt sie ab: ''Man kann ein Thema erst dann kurz und knapp darstellen, wenn man es wirklich durchdrungen hat. Außerdem gebe ich immer meine Quellen an.'' Viele Politiker hätten die Angewohnheit, viel zu reden und wenig zu sagen: ''Ist es dann nicht besser, wenn man alles Substanzlose einfach mal wegnimmt?”
Tauziehen mit dem BSW
Zur aktuellen Situation der Linken nach der Abspaltung des BSW mit Spitzenfrau Sahra Wagenknecht gibt sie sich kämpferisch: ''Ich habe mir deren Programm angeschaut, und sie konzentrieren sich auf zwei, drei Themen, bei denen sie den Leuten sagen, was sie hören wollen. Das ist ein komplett falscher Ansatz.'' Dennoch sei das BSW für sie eine politische Konkurrenz wie andere demokratische Parteien, aber kein politischer Gegner: ''Das ist für mich die AfD.''
"Die Boss"-Newsletter
Das "Die Boss"-Team schreibt Ihnen zum Thema female leadership. Analysen, Tipps und Tricks. 14-tägig, immer zwischen den Podcast-Folgen. Abonnieren Sie hier den Newsletter.
Man muss schon immer darauf achten, dass man sich nicht selbst an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt.''
Offen äußert sich Heidi Reichinnek zu der aktuellen Frage, ob der politische Betrieb und die zunehmende Aggressivität auf Social Media Abgeordnete in den Burnout treibe. ''Man muss schon immer darauf achten, dass man sich nicht selbst an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt.''
Was ihr dabei hilft, welche Rolle Taylor Swift und der Trend zu Freundschaftsarmbändern spielt, und warum sie eine Handvoll Automechaniker an der Hand hat, obwohl sie gar kein Auto besitzt, darüber spricht sie im stern-Podcast "Die Boss – Macht ist weiblich".
Bei "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem BMW, Deutsche Post DHL, Henkel) trifft Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de sowie auf RTL+ und allen gängigen Podcast-Plattformen.
Hinweis der Redaktion: Der stern gehört zu RTL Deutschland.