"Die Höhle der Löwen" "Man darf auch beleidigt sein": Gründer lassen Maschmeyer und Glagau abblitzen

  • von Mark Stöhr
Damit verdienen die DHDL-Juroren ihr Geld
Damit verdienen die DHDL-Juroren ihr Geld
Sehen Sie im Video: "Die Höhle der Löwen" – das sind die Juroren und so sind sie reich geworden.




Seit 2014 feiert VOX mit „Die Höhle der Löwen" große Erfolge. Die Juroren oder die sogenannten „Löwen“ gilt es mit Erfindungen oder cleveren Geschäftsideen für ein Investment zu überzeugen. Mehrere millionenschwere Unternehmer wechseln sich auf den fünf „Löwen“-Stühlen ab.
Einer von ihnen ist Carsten Maschmeyer. Der gebürtige Bremer gehört zu den wohl bekanntesten Wirtschaftsmenschen Deutschlands. Maschmeyer stammt aus einfachen Verhältnissen und entdeckte früh seine Leidenschaft für Geld und Finanzen. Seine Firma, den Finanzdienstleister AWD, verkaufte Maschmeyer 2007 für eine Summe von 1,2 Milliarden Euro. In der „Höhle der Löwen" investiert er vor allem in Gründer, die ihm sympathisch sind. Sein Motto lautet: "Es gibt keine guten Unternehmen. Es gibt nur gute Unternehmer“. Jurorin Judith Williams stand früher als Sopranistin in ganz Europa auf der Bühne. 1999 begann sie als Verkaufs-Moderatorin beim Teleshopping-Sender QVC zu arbeiten und wechselte dann zum Shopping-Sender H.O.T., der heute als HSE24 bekannt ist. Später gründete sie die "Judith-Williams-Marken-Welt“, die Mode, Schmuck, Parfum und mehr als 800 Luxus-Kosmetik-Produkte führt. Mit ihrer Firma sorgt Judith Williams für einen jährlichen Gesamtumsatz von weit über 150 Millionen Euro im Teleshopping. Ralf Dümmel ist der Investor mit den meiste Deals in der Show. Der Juror investierte insgesamt schon mehr als zehn Millionen Euro. Der Chef der Firmengruppe DS Produkte erfand vor über 20 Jahren den Trinkwassersprudler Wassermaxx und hat sich mittlerweile ein beachtliches Vermögen von etwa 25 Millionen Euro aufgebaut. Jurorin Dagmar Gabriele Wöhrl ist aus der Politszene bekannt. Zwischen 1994 und 2017 saß sie für die CSU im Deutschen Bundestag. Die ehemalige Miss Germany hat eine große Leidenschaft für Kultur- und Sozialthemen. Gemeinsam mit ihrem Gatten, Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl besitzt sie ein stolzes Vermögen von 150 Millionen Euro. Der ehemalige Formel 1- Weltmeister Nico Rosberg kam 2020 neu in "Die Höhle der Löwen“. Der Rennfahrer gibt seit 2016 Vollgas als Investor und Nachhaltigkeitsunternehmer im Bereich grüne Mobilität und Zukunftstechnologien. Sein Vermögen wird mittlerweile auf über 50 Millionen Euro geschätzt.
Blumentöpfe, die von Mikroorganismen aufgefuttert werden. Ein Bio-Aufstrich mit Kokosblütenzucker. Und eine App, die Kinderseelen streichelt. Schöne neue Welt. Wäre da nicht das lärmige Geschacher um Geld – und die miese Laune der Investoren.

Wenn Carsten Maschmeyer etwas gegen den Strich geht, wird sein Gesicht zu weißem Pergament. Man hört es geradezu knacken vor Verärgerung. In der sechsten "Höhle der Löwen"-Folge mumifizierte sich die Miene des Großinvestors gleich zweimal: bei den Techno-Boys von Aumio ("Ihr erkennt nicht den Vorteil der Unterstützung!") und bei einem hochbetagten Erfinder, der alles von der Welt gesehen hat – außer seine Umsätze.

Die präsentierten Produkte

  • Aumio – Achtsamkeits-App für Kinder und Jugendliche
  • Colorado – Kaffeeschaum-Drucker für personalisierte Botschaften
  • Haselherz – Bio-Nuss-Nougat-Creme ohne Palmöl und raffinierten Zucker
  • Pottburri – Kompostierbare Pflanzentöpfe
  • Steadify – Gürtel-Stativ für Fotografen

Der älteste Kandidat aller Zeiten

"Vielleicht wäre ich ein klein wenig netter gewesen, wenn ich gewusst hätte, wie alt er ist", sagte Carsten Maschmeyer. Aber da war der älteste Gründer in der Geschichte der Show schon wieder zur Tür raus. Zwei Tage vor dem Pitch hatte Gert, ein weitgereister Fotograf und Filmemacher, seinen 83. Geburtstag gefeiert. Anerkennende Ahs und Ohs erntete der Hochbetagte von den Löwen für sein Alter – aber keinen Deal für seine Erfindung Steadify. Rüstigkeit allein zieht nicht, wenn der Rubel rollen soll.

Gerts Stativ zum Umschnallen richtet sich an ambitionierte Hobbyfotografen und fand durchaus Anklang. Als es an die etwas ruckelige Unternehmenshistorie und vor allem an die Zahlen ging, kollabierte das Interesse der Investoren jedoch schlagartig. Denn: Zahlen gab es nicht. Gert und sein Sohn, Co-Gründer der Firma, waren nicht darauf gefasst, ihre bisherigen Umsätze nennen zu sollen. "Wir dachten, dass die erst in einem weiteren Stadium relevant werden." Kuriose Annahme – nach neun Staffeln DHDL. 

Die Gründerin der Herzen

Fünf Jahre lang hatte die Erfinderin von Haselherz versucht, in die "Höhle der Löwen" zu kommen. Jetzt stand sie vor den Investoren – und weinte. Vor lauter Aufregung vergaß sie sogar bekanntzugeben, wie viel Geld sie wollte und zu welchen Konditionen. Die Startup-Geschichte der 42-jährigen Hamburgerin, die ihren Haselnuss-Schokoladen-Aufstrich ohne Palmöl und Industriezucker herstellt, ist geprägt von Rückschlägen. 2019 wurde sie von einem Lieferanten im Stich gelassen und stand kurz vor dem Bankrott. Aber sie kämpfte sich zurück.

Das Feedback der Jury: Liebe. Vor allem Georg Kofler stand in Flammen ("Es ist ein erfrischendes Erlebnis, Sie hier zu haben"). Beim Geschäft blieb er aber wie die Mehrheit seiner Kollegen zurückhaltend. Zu herb der Geschmack, zu hoch der Preis pro Glas. Nur Ralf Dümmel schmeckte die Creme. Sein Fazit: "Sie brauchen einen Löwen, weil Sie eine Löwin sind!"

Pflanzentöpfe zum Einbuddeln

500 Millionen Einweg-Pflanzentöpfe werden jedes Jahr in Deutschland weggeschmissen. Das Gros landet in der Müllverbrennung. Ein Geschwisterpaar aus Nordrhein-Westfalen, Mitstreiter in der elterlichen Großgärtnerei, haben mit Pottburri den nach eigenen Angaben "nachhaltigsten Blumentopf der Welt" erfunden – aus Sonnenblumenschalen, vollständig kompostierbar. Man buddelt ihn einfach mit der Pflanze in den Boden ein.

Eigentlich das perfekte Fressen für die Löwen. Doch: Es gibt einen Entwicklungspartner, der das weltweite Patent an der Rezeptur hält. Für Carsten Maschmeyer ein No-Go ("Ich finde Nachhaltigkeit gut, aber Abhängigkeit mag ich überhaupt nicht"). Nils Glagau fand das Produkt "sensationell" – "aber ich schwanke". Das war das Halali für Ralf Dümmel: "Ich habe eine schlechte Nachricht für euch", sagte er: "Ich schwanke überhaupt nicht." Deal. Die Mikroorganismen können sich schon mal auf frisches Futter freuen. 

Die Abfuhr der Woche

Im Körbe-Verteilen sind Dümmel und Co. groß – passiert es umgekehrt: Drama, Baby. "Man darf auch beleidigt sein", maulte Nils Glagau, als ihm die Gründer von Aumio die kalte Schulter zeigten. 20 Prozent Beteiligung wollte der Familienunternehmer in einem Doppelangebot mit Carsten Maschmeyer für sein Investment. Doch die vier freshen Jungs blieben hart: 12 Prozent und keinen Prozentpunkt mehr.

Dabei begann die Präsentation der App, die psychisch belasteten Kindern und Jugendlichen mit Entspannungen und Meditationen helfen möchte, extrem relaxt: mit einer Achtsamkeitsübung. "Stell dir vor, du bist ein Grashalm, der sich im Wind ganz leicht hin- und herbewegt", säuselte es aus dem Off, während sich die Löwen mit geschlossenen Augen vor ihren Sesseln wiegten. Als sich herausstellte, dass die App höchstwahrscheinlich als Medizinprodukt zertifiziert wird und damit von Ärzten verschrieben werden kann, ging das Geschacher los. Glagau machte den Harten ("Nils, sind wir verhandlungsbereit?" – "Nö"), Maschmeyer den Blumigen ("Im Moment habt ihr einen Flachdachbungalow, aber wir können da ein Hochhaus draus machen"). Doch egal ob prosaisch oder poetisch: Nichts zündete.

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