Wenn Carsten Maschmeyer etwas gegen den Strich geht, wird sein Gesicht zu weißem Pergament. Man hört es geradezu knacken vor Verärgerung. In der sechsten "Höhle der Löwen"-Folge mumifizierte sich die Miene des Großinvestors gleich zweimal: bei den Techno-Boys von Aumio ("Ihr erkennt nicht den Vorteil der Unterstützung!") und bei einem hochbetagten Erfinder, der alles von der Welt gesehen hat – außer seine Umsätze.
Die präsentierten Produkte
- Aumio – Achtsamkeits-App für Kinder und Jugendliche
- Colorado – Kaffeeschaum-Drucker für personalisierte Botschaften
- Haselherz – Bio-Nuss-Nougat-Creme ohne Palmöl und raffinierten Zucker
- Pottburri – Kompostierbare Pflanzentöpfe
- Steadify – Gürtel-Stativ für Fotografen
Der älteste Kandidat aller Zeiten
"Vielleicht wäre ich ein klein wenig netter gewesen, wenn ich gewusst hätte, wie alt er ist", sagte Carsten Maschmeyer. Aber da war der älteste Gründer in der Geschichte der Show schon wieder zur Tür raus. Zwei Tage vor dem Pitch hatte Gert, ein weitgereister Fotograf und Filmemacher, seinen 83. Geburtstag gefeiert. Anerkennende Ahs und Ohs erntete der Hochbetagte von den Löwen für sein Alter – aber keinen Deal für seine Erfindung Steadify. Rüstigkeit allein zieht nicht, wenn der Rubel rollen soll.
Gerts Stativ zum Umschnallen richtet sich an ambitionierte Hobbyfotografen und fand durchaus Anklang. Als es an die etwas ruckelige Unternehmenshistorie und vor allem an die Zahlen ging, kollabierte das Interesse der Investoren jedoch schlagartig. Denn: Zahlen gab es nicht. Gert und sein Sohn, Co-Gründer der Firma, waren nicht darauf gefasst, ihre bisherigen Umsätze nennen zu sollen. "Wir dachten, dass die erst in einem weiteren Stadium relevant werden." Kuriose Annahme – nach neun Staffeln DHDL.
Die Gründerin der Herzen
Fünf Jahre lang hatte die Erfinderin von Haselherz versucht, in die "Höhle der Löwen" zu kommen. Jetzt stand sie vor den Investoren – und weinte. Vor lauter Aufregung vergaß sie sogar bekanntzugeben, wie viel Geld sie wollte und zu welchen Konditionen. Die Startup-Geschichte der 42-jährigen Hamburgerin, die ihren Haselnuss-Schokoladen-Aufstrich ohne Palmöl und Industriezucker herstellt, ist geprägt von Rückschlägen. 2019 wurde sie von einem Lieferanten im Stich gelassen und stand kurz vor dem Bankrott. Aber sie kämpfte sich zurück.
Das Feedback der Jury: Liebe. Vor allem Georg Kofler stand in Flammen ("Es ist ein erfrischendes Erlebnis, Sie hier zu haben"). Beim Geschäft blieb er aber wie die Mehrheit seiner Kollegen zurückhaltend. Zu herb der Geschmack, zu hoch der Preis pro Glas. Nur Ralf Dümmel schmeckte die Creme. Sein Fazit: "Sie brauchen einen Löwen, weil Sie eine Löwin sind!"
Pflanzentöpfe zum Einbuddeln
500 Millionen Einweg-Pflanzentöpfe werden jedes Jahr in Deutschland weggeschmissen. Das Gros landet in der Müllverbrennung. Ein Geschwisterpaar aus Nordrhein-Westfalen, Mitstreiter in der elterlichen Großgärtnerei, haben mit Pottburri den nach eigenen Angaben "nachhaltigsten Blumentopf der Welt" erfunden – aus Sonnenblumenschalen, vollständig kompostierbar. Man buddelt ihn einfach mit der Pflanze in den Boden ein.
Eigentlich das perfekte Fressen für die Löwen. Doch: Es gibt einen Entwicklungspartner, der das weltweite Patent an der Rezeptur hält. Für Carsten Maschmeyer ein No-Go ("Ich finde Nachhaltigkeit gut, aber Abhängigkeit mag ich überhaupt nicht"). Nils Glagau fand das Produkt "sensationell" – "aber ich schwanke". Das war das Halali für Ralf Dümmel: "Ich habe eine schlechte Nachricht für euch", sagte er: "Ich schwanke überhaupt nicht." Deal. Die Mikroorganismen können sich schon mal auf frisches Futter freuen.
Die Abfuhr der Woche
Im Körbe-Verteilen sind Dümmel und Co. groß – passiert es umgekehrt: Drama, Baby. "Man darf auch beleidigt sein", maulte Nils Glagau, als ihm die Gründer von Aumio die kalte Schulter zeigten. 20 Prozent Beteiligung wollte der Familienunternehmer in einem Doppelangebot mit Carsten Maschmeyer für sein Investment. Doch die vier freshen Jungs blieben hart: 12 Prozent und keinen Prozentpunkt mehr.
Dabei begann die Präsentation der App, die psychisch belasteten Kindern und Jugendlichen mit Entspannungen und Meditationen helfen möchte, extrem relaxt: mit einer Achtsamkeitsübung. "Stell dir vor, du bist ein Grashalm, der sich im Wind ganz leicht hin- und herbewegt", säuselte es aus dem Off, während sich die Löwen mit geschlossenen Augen vor ihren Sesseln wiegten. Als sich herausstellte, dass die App höchstwahrscheinlich als Medizinprodukt zertifiziert wird und damit von Ärzten verschrieben werden kann, ging das Geschacher los. Glagau machte den Harten ("Nils, sind wir verhandlungsbereit?" – "Nö"), Maschmeyer den Blumigen ("Im Moment habt ihr einen Flachdachbungalow, aber wir können da ein Hochhaus draus machen"). Doch egal ob prosaisch oder poetisch: Nichts zündete.
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