Sind Sie reich? Nur die wenigstens würden diese Frage bejahen - sogar diejenigen, die offiziell zur Gruppe der Besserverdienenden gehören, zählen sich selbst lieber zur Mittelschicht. Zur einkommensreichsten Gruppe rechnen sich nur wenige. Ist man mit der Höhe des eigenen Einkommens nun schon richtig reich?
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat einen interaktiven Rechner veröffentlicht, der das eigene Haushaltsnettoeinkommen in Relation zu den Einkommen in Deutschland setzt. Dafür werteten die Experten Daten aus den Haushaltsbefragungen des sozio-ökonomischen Panels für das Jahr 2016 aus. Im Zentrum der Begutachtung stand das sogenannte bedarfsgewichtete mittlere Einkommen.
Dahinter verbirgt sich eine einfache Logik: Größere Haushalte müssen zwar mehr Geld für Wohnraum und Lebensmittel ausgeben, doch einige Kosten (wie etwa für Versicherungen) werden eben auf mehrere Personen im Haushalt umgelegt. Außerdem wird dabei berücksichtigt, dass Kinder andere Kosten verursachen als Erwachsene.
Medianeinkommen und Durchschnittsverdienst
Dieses bedarfsgewichtete mittlere Einkommen lag 2016 für einen Singlehaushalt bei monatlich 1869 Euro. Es handelt sich dabei um das Medianeinkommen: Eine Hälfte hat höhere Einkommen, die andere niedrigere. Die Summe teilt also alle Einkommensbezieher in zwei gleich große Gruppen auf - und darf nicht mit dem Durchschnittseinkommen verwechselt werden. Dabei werden alle Einkommen zusammengerechnet und der Durchschnittswert errechnet. "Das Medianeinkommen ist verglichen mit dem Durchschnittseinkommen robuster gegenüber statistischen Ausreißern", so das IW Köln.
Der Rechner des IW Köln zeigt aber nicht nur, wie wohlhabend Menschen im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung sind, sondern ermöglicht den Vergleich mit Bevölkerungsgruppen, wie Alleinerziehenden, Paaren ohne Kind oder Singles.
Als reich gilt, wer als Single mindestens 3440 Euro netto monatlich zur Verfügung hat und somit zu den einkommensreichsten zehn Prozent gehört. Paare ohne (oder mit bereits ausgezogenen) Kindern zählen zu dieser Gruppe, wenn das Haushaltsnettoeinkommen bei 5160 Euro und mehr liegt. "Landbewohner stehen im Vergleich zu Stadtbewohnern schlechter da – ihr bedarfsgewichtetes Medianeinkommen ist um 116 Euro geringer.
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Außerdem macht es einen Unterschied, ob man im Osten oder im Westen Deutschlands lebt. Mit 2839 Euro netto gehört ein Single im Osten zu den Top zehn Prozent, in Westdeutschland zählt man damit zu den Top 20", so die Studienautoren. Neben dem Wohnort spiele auch die Wohnsituation eine wichtige Rolle. "Wer im Eigenheim wohnt, findet sich oftmals im oberen Bereich der Einkommensverteilung wieder", sagt Studienautorin Judith Niehues.
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