Geldinstitute Banken punkten mit der WM

Ob WM-Backmischung, Fußball-Tassen, oder "Fußball-Nasen": viele Branchen werfen Produkte zur Fußball-Weltmeisterschaft auf den Markt. Dieser Trend erfasst nun auch die Bankenbranche.

Drei Monate vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland wittert auch die Finanzbranche die Chance auf zusätzliches Geschäft. Banken und Fondsgesellschaften locken die Anleger bereits mit speziellen Produkten: Das Etikett "WM" soll Fußball-Fans für Fonds, Geldmarktkonten, aber auch für komplizierte Anlageprodukte wie Zertifikate begeistern.

Ein Fonds der Fondsgesellschaft Frankfurt Trust setzt auf Aktien von Sponsoren von Mega-Veranstaltungen wie der Fußball-WM und Olympischen Spielen. "Sportliche Großereignisse genießen weltweit in der Öffentlichkeit eine extrem hohe Wahrnehmung. Die Sponsoren rücken in den Blickwinkel der Verbraucher", sagt Omar Abu Rashed, der den im August 2005 aufgelegten Fonds FT Big Sports verwaltet. "Bekanntheits- und Imagewerte verbessern sich deutlich und die Marktposition des Sponsors wird gestärkt. Das wirkt sich positiv auf den Umsatz aus." Der Effekt schlage sich auch in den Aktienkursen nieder. Die Kursentwicklung habe in der Vergangenheit gezeigt, dass ein Musterportfolio aus Sponsorenaktien den Vergleichsindex MSCI World seit 1997 klar geschlagen habe, erklärt der Anlageexperte.

WM-Fonds keine kurzfristige Investition

Derzeit investiert Rashed in Aktien von Unternehmen wie der Deutschen Telekom und Continental, die beide die Fußball-WM in Deutschland im Sommer unterstützen. Auch in die Papiere des Sportartikelherstellers Adidas hat der Fondsmanager angelegt. Obwohl die Titel in den vergangenen Monaten von der Aussicht auf einen höheren Umsatz durch die WM bereits profitiert haben, sieht Rashed noch Kurspotenzial. Er warnt jedoch davor, den Fonds nur zur schnellen Geldanlage vor der WM zu nutzen. „Man sollte den Fonds nicht als kurzfristige Investition vor einem bestimmten Ereignis sehen, sondern schon als langfristige Anlage“, betont er.

Einer ganzen Reihe von Produkten, Zertifikaten und Konten haben die Banken Etiketten wie "Champion", "Weltmeisterbonus" und "WM 2006" verpasst. So bietet die genossenschaftliche DZ Bank ein Zertifikat an, das dem Anleger einen Extra-Bonus zahlt, wenn er den neuen Fußball-Weltmeister richtig tippt. WM-Sponsor Postbank hat ein "Weltmeister-Zertifikat" im Angebot, das Investoren einen zusätzlichen Gewinn verspricht, sollte Deutschland das Finale erreichen. Auch Schweizer Banken haben die WM zum Anlagethema auserkoren - die Schweiz ist erstmals seit langem wieder für die Weltmeisterschaft qualifiziert.

Kreditkarte schützt bei Sportunfällen

Sogar bei Geldmarktkonten und Kreditkarten setzen die Banken auf die Fußball-WM, um Anleger zu locken. So bietet die Postbank eine Kreditkarte an, mit der sich die Kunden zusätzlich gegen Sportunfälle absichern können. Die Dresdner Bank verspricht einen Zins von 3,75 Prozent für ein Geldmarktkonto, falls Deutschland Weltmeister werden sollte. Das Risiko dürfte nach den jüngsten Leistungen der Nationalelf kleiner sein als der Imagegewinn für die Bank, wenn sich die Anleger nach einem Wunder im Finale als doppelte Sieger fühlen dürfen.

Aktionärsschützer warnen Anleger, angesichts der vielen WM-Geldanlageprodukte nicht in blinde Euphorie zu verfallen. Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) rät zu Besonnenheit. "Man muss sich wie bei jeder anderen Geldanlage auch genau ansehen, was in den Produkten drin ist. Ein solches WM-Produkt kann schon sinnvoll sein", sagt er. "Aber die WM ist auch ein Marketing-Gag der Banken, um zum Beispiel das Thema Zertifikate einem breiteren Publikum bekannt zu machen."

Reuters
Myria Mildenberger/Reuters