Nach Berechnungen von Arbeitsmarkt-Experten ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Dezember um rund 333.162 auf 4,6 Millionen gestiegen. Damit sind derzeit weiterhin rund 333.162 mehr Männer und Frauen ohne Beschäftigung als vor einem Jahr.
Die Marke von 4,5 Millionen ist bislang in Deutschland lediglich Anfang 1997 und im Winter 1997/98 überschritten worden. Die offiziellen Zahlen gibt die Bundesanstalt für Arbeit (BA) am heutigen Mittwoch in Nürnberg bekannt.
Witterungsbedingt steigt die Arbeitslosigkeit im Januar regelmäßig am stärksten. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre lag die Zunahme im ersten Monat des Jahres bei gut 280.000. Neben Schnee und Eis belasten aber nach wie vor die schwache Konjunktur und die globale Unsicherheit wegen eines drohenden Irak-Krieges den Arbeitsmarkt. Dies wird auch an der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl deutlich. Sie ist nach Experten-Schätzungen im Januar erneut um rund 20.000 gestiegen und liegt jetzt bei mehr als 4,2 Millionen.
Der höchste absolute Stand seit der Wiedervereinigung war im Januar 1998 mit 4.823.200 Arbeitslosen registriert worden. Von Mai 1998 bis Juli 2001 lag die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung jeweils unter dem Wert des Vorjahresmonats. Seit August 2001 verzeichnen die Statistiker der Bundesanstalt dagegen wieder eine Zunahme im Jahresvergleich. Im Dezember 2002 lag die Arbeitslosenzahl bei 4.225.100.
IWH-Chef Pohl: Arbeitslosigkeit über Reformen abbauen
Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sagte heute im ZDF-Morgenmagazin, notwendig seien "richtige Reformen", nicht nur "Bastelarbeiten" an dem Problem. Als konkrete Maßnahmen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes empfahl er neben einer Lockerung des Kündigungsschutzes bei kleinen Unternehmen Veränderungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und eine Abschaffung des Rechtsanspruchs auf Teilzeitarbeit. "Die Arbeitslosigkeit hat nicht nur mit einer konjunkturellen Abschwächung zu tun, .... unser Problem ist die strukturell verhärtete Arbeitslosigkeit", sagte Pohl. Notwendig sei insgesamt mehr wirtschaftliche Dynamik in Deutschland.
Pohl sprach sich gegen eine völlige Abschaffung des Kündigungsschutzes aus. "Also ich kann mir nicht vorstellen, dass man einfach den Kündigungsschutz abschafft, aber die Frage stellt sich, ab welcher Beschäftigungsgrenze er einsetzt", sagte er. Dabei müsse man speziell über den Kündigungsschutz bei kleineren Betrieben und für ältere Arbeitnehmer sprechen. "Nicht die Abschaffung (des Kündigungsschutzes), sondern die moderate Reform ist angesagt", erklärte Pohl.
Daneben müsse man über die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sprechen. Vorstellbar wäre nach seiner Einschätzung, auf längere Krankheitszeiten einen Teil des Jahresurlaubs anzurechnen. Der Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit mache vor allem kleineren Betrieben Probleme. "So etwas gehört abgeschafft", sagte er.