Führungsposition Kaum Frauen in europäischen Chefetagen

In den europäischen Chefetagen dominieren weiter die Männer: Nur jede zehnte Führungsposition ist von einer Frau besetzt.

Nur jede zehnte Führungsposition in den 50 größten Unternehmen der jeweiligen Länder ist von einer Frau besetzt. Deutschland liegt dabei mit 10 Prozent im Mittelfeld, Spitzenreiter sind Slowenien und Lettland mit jeweils 22 Prozent, Schlusslicht ist Italien mit zwei Prozent Frauen in Spitzenpositionen. Das ergab die Auswertung der Studie der europäischen Kommission "Frauen und Männer in Entscheidungsprozessen", teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit.

In Norwegen, Schweden und Großbritannien ist der Studie zufolge etwa jede sechste Entscheidungsposition in Großunternehmen in Frauenhand, während es in Frankreich gerade fünf Prozent sind. Untersucht wurden die 50 größten börsennotierten Unternehmen in 25 ausgewählten Ländern Europas.

"Eine Bestandsaufnahme des Bundesfrauenministeriums hat noch schlechtere Ergebnisse für Deutschland erbracht. Danach sind in den Vorständen der 87 größten Kapitalgesellschaften der Old Economy im Schnitt nur ein Prozent Frauen, in den Aufsichtsräten sind es acht Prozent", sagte die Leiterin der Auswertung des DIW, Elke Holst. Zur Old Economy zählen in der Studie Unternehmen wie Siemens, Lufthansa, Telekom, DaimlerChrysler, die Deutsche Post oder die Deutsche Bank.

Nach Einschätzung des DIW hat mit der Bundesregierung 2001 vereinbarte Selbstverpflichtung der Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit bei Führungspositionen kaum Wirkung gezeigt. "Hier sind noch erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung der Situation notwendig", sagte Holst. Es seien männlich geprägte Normen, die es Frauen schwer machen, Familie und Beruf zu vereinbaren. "Nur gut jede vierte Frau in höheren Positionen ist verheiratet, nur bei einem reichlichen Viertel leben Kinder unter 16 Jahren im Haushalt." Es brauche Kinderbetreuungsangebote und ein Umdenken der klassischen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau im privaten Haushalt.

Besser sehe es mit der Umsetzung der Chancengleichheit in nationalen Regierungen aus. In Europa besetzten im Schnitt 24 Prozent aller Ministerposten mittlerweile Frauen, hieß es. Deutschland sei mit 46 Prozent Frauen in Ministerämtern hinter Schweden (52 Prozent) sowie Finnland und Spanien (je 47 Prozent) im europäischen Vergleich sehr gut platziert, sagte die Arbeitsmarktexpertin des DIW. Schlusslichter seien Griechenland (sechs Prozent) sowie die Slowakei, die keine einzige Ministerin hat.

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