Google-Chef Eric Schmidt Ein rotes Tuch für Microsoft

Von Helene Laube
Der Mann zieht seit Jahren gegen Microsoft zu Felde: Schon bei Technologieunternehmen wie Sun Microsystems und Novell kämpfte Eric Schmidt gegen die Vorherrschaft des weltgrößten Softwareherstellers. Jetzt stehen seine Chancen besser.

Damals musste er Niederlagen einstecken. Seit Schmidt von den Startup-Unternehmern Sergey Brin und Larry Page zu Google geholt wurde, seit fast sieben Jahren also, ist alles anders. An der Spitze des führenden Suchmaschinenbetreibers ist der 52-jährige Vorstandschef Microsoft im boomenden Suchmaschinen- und Anzeigengeschäft Welten voraus. Sein jüngster Racheakt: der Versuch, dem Rivalen aus Redmond den Kauf des weltgrößten Internetportals Yahoo zu vermasseln - oder ihn zumindest viel teurer als 44,6 Milliarden US-Dollar zu machen.

Microsoft versucht seit Jahren, Googles Dominanz im hart umkämpften Internet-Anzeigenmarkt zu untergraben. Der Softwaregigant scheitert dabei bislang genauso wie Yahoo. Bereits Ende 2005 landete Schmidt einen Coup gegen Microsoft. Damals stieg Google beim weltgrößten Internetdienst AOL ein. Schmidt hatte sich für rund eine Milliarde US-Dollar fünf Prozent an der Tochter des New Yorker Medienkonzerns Time Warner gesichert. Auch Microsoft hatte AOL monatelang heftig umworben - aber Time Warner entschied sich gegen den seit 33 Jahren bestehenden Softwarekonzern und für Google, den rasant wachsenden Börsenstar und Innovationsführer aus dem Silicon Valley, der im September sein Zehnjähriges feiert.

Schmidt ist Microsoft schon oft in die Quere gekommen

Trotz seiner Triumphe, zurücklehnen wird Schmidt sich nicht: Microsoft hat mit Zähigkeit, Ausdauer und seinen Milliarden schon manchen, jahrelang scheinbar aussichtslosen Kampf gewonnen. Ob Schmidt den Yahoo-Kauf sabotieren kann, ist unklar. Steve Ballmers Blut wird er mit dem Querschuss allemal in Wallung bringen. Der zu vulkanartigen Ausbrüchen neigende Microsoft-Chef soll angesichts Googles Erfolg schon auch mal getobt haben, dass er "Google umbringen" und "den Kerl begraben werde". Gemeint war Schmidt.

Schon oft ist Microsoft Schmidt in die Quere gekommen. Besonders von 1997 bis 2001, damals war Schmidt Chef von Novell. Microsoft hatte Novells marktführende Betriebssystem-Software für Netzwerke in den Jahren davor mit einem eigenen Produkt und angeblich befremdlichen, aber für Microsoft nicht unüblichen Taktiken arg in Bedrängnis gebracht. Der Google-Chef mit dem "Superhirn" ("Forbes"), der mehrere Ingenieursabschlüsse namhafter Universitäten wie Princeton besitzt und im berühmten Forschungszentrum Xerox Parc arbeitete, schaffte damals bei Novell den Turnaround.

Am meisten Schaden fügt der gebürtige Washingtoner Microsoft aber als Google-Vorstandschef zu. Das weiß auch Bill Gates nur zu gut. Der Microsoft-Mitgründer bedauert, dass sein Konzern so lange mit der Entwicklung einer eigenen Suchmaschine wartete: "Google hat uns in den Hintern getreten."

FTD

PRODUKTE & TIPPS