Vorstellungsgespräch, oje. Wer sich hier schlecht verkauft, dem helfen auch die besten Zeugnisse und ein lupenreiner Lebenslauf nicht. Denn am Ende des Gesprächs muss der Arbeitgeber nicht nur von der Papierform, sondern auch von der Persönlichkeit des Kandidaten überzeugt sein. "Viele Bewerber sitzen wie das Kaninchen vor der Schlange da, obwohl sie sich doch mit einem beherzten Sprung retten könnten", sagt Karrierecoach Jürgen Hesse. Er nennt die seiner Ansicht nach fünf häufigsten und schwerwiegendsten Fehler, die man im Vorstellungsgespräch tunlichst vermeiden sollte.
Fehler 1: Mangelndes Bewusstsein, worum es im Vorstellungsgespräch wirklich geht
Wer ins Bewerbungsgespräch geht, der muss sich klar sein, was auf ihn zukommt. Das Gespräch ist keine lockere Plauderei mit spontanen Fragen und Antworten, sondern zu einem Großteil standardisiert. "Vielen Leuten ist zu wenig bewusst, dass die meisten Fragen im Prinzip fest stehen und in unterschiedlicher Form immer wieder gestellt werden", sagt Jürgen Hesse. Im Kern laufe fast alles sogar nur auf drei große Fragestellungen hinaus.
Fehler 2: Gravierende Versäumnisse bei der gezielten Vorbereitung
"Jeder Kleinkriminelle weiß vorher, was er beim Verhör sagen will, nämlich: Ich bin unschuldig", sagt Hesse. Wer in ein Bewerbungsgespräch geht, sollte sich ebenfalls vorher überlegen, welche Botschaften er unbedingt loswerden will. Was sind die eigenen Stärken und Potenziale? Was antworte ich auf schwierige Fragen? "Außerdem kann es nicht schaden, sich auch ein paar Floskeln zurechtzulegen, wenn man mal Zeit gewinnen muss", sagt Hesse. Zum Beispiel: "Ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Frage richtig verstanden habe" oder "Worauf wollen Sie genau hinaus?"

Fehler 3: Vor lauter Aufregung überhaupt nicht mehr richtig zuhören
Ja, man sollte wichtige Botschaften vorbereiten und sich vorher überlegen, was man sagen will. Aber: Wer einfach seinen Stiefel runtererzählt und gar kein richtiges Gespräch aufkommen lässt, sammelt ebenfalls Minuspunkte. "Man muss versuchen, seine Aufregung in den Griff zu bekommen, um nicht wie ein Angsthase zu wirken", sagt Hesse. Eine gute Vorbereitung hilft, sich sicher zu fühlen, um auch spontan reagieren zu können.
Fehler 4: Eine Gesprächspause nicht aushalten können
Um den Bewerber aus der Reserve zu locken, können Personaler schnelle Nachfragen stellen - oder auch das Gegenteil tun: einfach schweigen. Viele Kandidaten fühlen sich dann genötigt, die entstehende Gesprächspause hastig auszufüllen - und plappern sich möglicherweise um Kopf und Kragen. "Bei unangenehmen Fragen sollte man nicht mehr erzählen, als man eigentlich vorhatte", sagt Hesse. Er empfiehlt, kleine Gesprächspausen einfach auszuhalten.
Fehler 5: Die Regeln des Small Talks nicht beherrschen
Zum Einstieg kurz über die Anreise, das Wetter oder ähnlich Unverfängliches zu reden, schafft eine angenehme Gesprächsatmosphäre und gehört zum guten Ton. "Auf keinen Fall sollte man das Gegenüber mit Aussagen wie 'Lassen Sie uns anfangen' drängen", sagt Hesse. Auch keine gute Idee: Das angebotene Getränk patzig ablehnen oder extravagante Sonderwünsche stellen ("Haben Sie Tomatensaft?"). Das tolle Büro oder die schöne Aussicht, sind laut Hesse geeignete Smalltalk-Themen. "Aber Vorsicht beim Kommentieren der Familienfotos: Wer die Ehefrau für die Tochter hält, tritt schnell ins Fettnäpfchen."
Mehr Fehler und Fettnäpfchen im Bewerbungsgespräch zeigt unser Video: