Das Vorstellungsgespräch stellt viele Bewerber vor eine scheinbar unlösbare Aufgabe. Einerseits will man optimal vorbereitet ins Gespräch gehen, schließlich hängt von dem Frage-und Antwort-Spiel die berufliche Zukunft ab. Andererseits kann man sich unmöglich auf alle Fragen, die dem Gegenüber so in den Sinn kommen könnten, vorab eine perfekte Antwort zurechtlegen.
Doch die gute Nachricht ist: Das muss man auch gar nicht. Denn anders als beim Vokabeltest in der Schule gibt es nicht für jede Frage die eine richtige Antwort, die man auswendig lernen muss. "Das Vorstellungsgespräch besteht nicht aus 300 völlig verschiedenen Fragen", sagt Karrierecoach Jürgen Hesse. "Im Prinzip läuft jedes Bewerbungsgespräch auf nur drei große Kernfragen hinaus, auch wenn die stets unterschiedlich formuliert sind."

Frage 1 im Bewerbungsgespräch: Warum wollen Sie diesen Job?
Hesse nennt diese Kernfragen, die Adam-und-Eva-Fragen. Die wichtigste dieser Fragen lautet: Warum wollen Sie diesen Job? Rund die Hälfte der Fragen der Arbeitgeber drehe sich um die Motivation des Bewerbers, schätzt Hesse. Egal, wie die Fragen im Einzelnen formuliert sind: Wer schlüssig erklären kann, warum das Unternehmen/die Branche/die Tätigkeit der logische nächste Karriereschritt sind, kann hier punkten.
Warum sollte ich Sie einstellen?
Die zweite große Frage dreht die Perspektive um: Warum sollte ich Sie einstellen? Die meisten Personaler werden die Frage nicht wörtlich so stellen, sondern versuchen, sich ihr mit Formulierungen zu nähern wie "Was bringen Sie dem Unternehmen ein?" oder "Was haben Sie, was andere nicht haben?". Aber auch "Wann können Sie anfangen?", "Wie teuer sind Sie?" und "Was müssen Sie noch alles lernen?" fallen laut Hesse in diese Kategorie.
Wer sind Sie?
Die dritte große Frage lautet etwas plump ausgedrückt: "Wer sind Sie?" Um etwas über die Persönlichkeit des Bewerbers zu erfahren, dienen Personalern sowohl offene Fragen wie "Erzählen Sie etwas über sich" oder "Was sind Ihre Stärken und Schwächen?", aber auch gezielte Stressfragen wie "Was würden Sie in Situation XY tun?"
Natürlich kann jeder geübte Interviewer einem Bewerber mit gezielten Fragen immer noch den Schweiß auf die Stirn treiben. Aber: "Wenn ich begriffen habe, dass es um diese drei grundlegenden Fragen geht und darauf Antworten vorbereitet habe, kann mich so schnell nichts durcheinander bringen", sagt Bewerbungsexperte Hesse.
Hinweis: Dieser Text erschien erstmals im Jahr 2017, ist aber als Service-Stück nach wie vor aktuell
