Luftkampf Billigflieger drohen in Hannover wegen Easyjet mit Abzug

Am Flughafen Hannover wollen der Billigflieger Hapag-Lloyd-Express gemeinsam mit Air Berlin und Gexx den Start des britischen Konkurrenten Easyjet verhindern.

Der Kampf der Billigflieger in Deutschland nimmt schärfere Formen an: Hapag-Lloyd-Express (HLX) drohte am Montag offiziell damit, seine Heimatbasis zu verlagern, beispielsweise nach Hamburg. Aus Branchenkreisen verlautete, dass auch Air Berlin und Germania Express mit einem Abzug aus Hannover drohen. Auch die CDU/FDP-Landesregierung und die Stadt Hannover (beide mit jeweils 35 Prozent Gesellschafter des Flughafens) seien eingeschaltet worden.

Einzugsgebiet zu klein für vier Anbieter

"Wenn Easyjet hier im Winter starten sollte, sind wir gezwungen, uns nach Alternativen in Norddeutschland umzusehen", sagte HLX-Sprecher Herbert Euler am Montag in Hannover. Das Einzugsgebiet in Hannover sei nicht groß genug für einen weiteren Billiganbieter neben HLX, Air Berlin und Germania Express (Gexx). "Was HLX in Hannover investiert hat, muss sich auch amortisieren. Mit zusätzlicher Konkurrenz durch Easyjet, wird das schwer sein."

HLX habe wegen der offenen Situation derzeit für Hannover auch seinen Winterflugplan noch nicht freigeschaltet. Ein Alternative als HLX-Basis im Norden sei beispielsweise Hamburg. Es würden auch mit anderen benachbarten Flughäfen Gespräche geführt. Daneben hat die vor zwei Jahren gegründete und bislang noch defizitäte HLX eine Basis in Köln und in Stuttgart.

Noch nichts entschieden

Der Flughafen Hannover-Langenhagen bestätigte am Montag Gespräche mit der britischen Nummer zwei im europäischen Billigfluggeschäft. "Wir sprechen mit Easyjet, aber auch mit anderen Anbietern und den bereits hier aktiven Fluggesellschaften", sagte ein Flughafen-Sprecher. "Es ist noch nichts entschieden." Wie aus Branchenkreisen verlautete, sind die Gespräche mit den Briten aber bereits weit gediehen. Denkbar sei ein Start bereits zum Winter.

Easyjet war vor zwei Monaten mit Flügen aus Deutschland an den drei Flughäfen Berlin, Dortmund und Köln gestartet und hatte damit bei den deutschen Anbietern für erhebliche Unruhe gesorgt. In Hannover sind Branchenkreisen zufolge führende Manager von TUI, Air Berlin und Gexx beim neuen Flughafen-Chef Raoul Hille vorstellig geworden, um einen Start der britischen Konkurrenz zu verhindern.

Air Berlin schaltet Landesregierungen ein

Auch die Stadt Hannover und das Land Niedersachsen als dominierende Eigner des mit zuletzt rund fünf Millionen Passagieren achtgrößten deutschen Flughafens seien bereits eingeschaltet worden. Air Berlin-Chef Joachim Hunold habe direkt bei Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) versucht zu intervenieren, hieß es aus Branchenkreisen. Der TUI-Konzern sehe zudem nicht nur für seine Billigflugtochter, sondern mittelfristig auch für die größere ebenfalls in Hannover ansässige Ferienfluggesellschaft Hapag-Lloyd-Flug Probleme, wenn Easyjet von dort zu touristischen Zielen in die TUI-Urlaubshochburgen in Spanien starten sollte.

Noch in dieser Woche soll der Aufsichtsrat des Flughafens über die Expansionspläne des neuen Flughafenchefs beraten. Hille führt seit gut drei Monaten die Geschäfte des Flughafens, an dem der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport 30 Prozent hält. Hille sieht in Hannover sowohl im Passagier- als auch im Frachtgeschäft erhebliches Potenzial und will den Flughafen in diesem Jahr wieder in die Gewinnzone zurückführen. 2003 hatte der Flughafen nur dank Sondererlöse einen Reingewinn von 1,5 Millionen Euro erzielt.

DPA · Reuters
Andreas Möser, Reuters

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