Der Konkurrenzkampf der Billigflieger in Deutschland wird immer härter, und die Fluggesellschaften leiden - viel Geld verdienen sie derzeit ohnehin nicht, dazu drückt der hohe Ölpreis auf die Gewinnmargen.
Zeit für Marktbereinigung
Seit längerem macht in der Branche daher trotz guter Wachstumsprognosen das Wort von der "Marktbereinigung" die Runde - gar ein "Blutbad" hat der Finanzvorstand von Europas Nummer eins, Ryanair, in martialischen Worten für dieses Jahr vorhergesagt. Der Chef der britischen Easyjet, Ray Webster, prognostiziert: "Die neuen Airlines haben heute kaum eine Chance, schnell profitabel zu werden. Viele werden deshalb scheitern - ihnen wird schlicht das Geld ausgehen."
Ging es bei der Schlacht der Billigflieger bisher vorrangig um den niedrigsten Preis, liefern sich die Airlines jetzt verstärkt einen Kampf um den besten Standort - und die Flughäfen ihrerseits konkurrieren um die Billigflieger. "Der Wettlauf um die Low Cost Carrier ist unter deutschen Airports zum Hype ausgeartet", kommentierte das Fachmagazin "fvw International".
Streit um Easyjet-Ansiedelung
Ein heftiger Streit tobt derzeit vor allem in Hannover. Der neue Flughafen-Chef Raoul Hille will den Anteil der Billigflugpassagiere massiv ausbauen und lockt Easyjet nach Hannover. Die Platzhirsche gehen auf die Barrikaden: die TUI droht für den Fall einer Easyjet-Ansiedlung mit einem Abzug ihrer beiden Fluggesellschaften, dem Ferienflieger Hapag-Loyd Flug (HLF) sowie dem Billigflieger Hapag-Lloyd Express (hlx). Bis zu 1.100 Jobs könnte TUI aus Hannover verlagern. Begründung: Hannover vertrage keinen weiteren großen Billigflieger mehr, dazu seien Einzugsgebiet und Wirtschaftskraft zu schwach. Auch Air Berlin und Germania Express haben einen Weggang angekündigt.
In Berlin-Schönefeld gibt es ebenfalls Streit: Air Berlin sowie die Lufthansa dringen auf Änderungen von Rabatten, die Easyjet in Schönefeld nutzen kann. Dies sei eine Wettbewerbsverzerrung.
Erste Kooerationen um Kosten zu senken
"Jetzt geht der Wettbewerb erst richtig los", sagt der Tourismusexperte Prof. Karl Born von der Hochschule Harz in Wernigerode. Die TUI zog zu Wochenanfang einen Trumpf aus dem Ärmel: eine Allianz mit Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin. Von der kommenden Wintersaison an sollen der Flugplan des TUI-Ferienfliegers HLF und Air Berlin in ganz Deutschland für Ziele auf den Kanarischen Inseln und im Mittelmeerraum eng aufeinander abgestimmt werden - inklusive Querverweisen im Internet.
Eine solche flächendeckende Vereinbarung wäre in der Branche einmalig. "Der Kampf jeder gegen jeden scheint vorbei", meint Born. Air Berlin wie TUI erhoffen sich von der Kooperation deutliche Wettbewerbsvorteile. Ziel ist es, den Kunden mehr Flüge anzubieten und die Auslastung der Maschinen zu erhöhen. Die Allianz ist zudem eine Speerspitze gegen die ausländischen Marktgrößen und Billigflug- Pioniere Ryanair und Easyjet.
Experten erwarten "Gesundschrumpfen"
Noch völlig offen ist, wie die Schlacht der Billigflieger ausgeht. Easyjet-Chef Webster meint, von derzeit 50 Anbietern in Europa würden neben seiner eigenen Airline und Ryanair nur etwa ein halbes Dutzend übrig bleiben. Tourismusprofessor Born rechnet auf Deutschland bezogen damit, dass von derzeit rund 15 Billigfliegern, zu denen nun auch die Thomas Cook-Fluglinie Condor zählt, immerhin zehn überleben werden.
Die Kunden ihrerseits müssen sich nach einer Marktbereinigung darauf einstellen, für Tickets wieder tiefer in die Tasche zu greifen. So meint hlx-Sprecher Herbert Euler: "Die Preise werden wieder anziehen, aber längst nicht auf das Niveau vor der Ära der Billigflieger."