200 Millionen Euro Schadenersatz Aktionäre wollen offenbar HRE verklagen

Schlechte Nachrichten für den Steuerzahler: Zahlreiche Aktionäre wollen offenbar in einem Musterprozess die angeschlagene Hypo Real Estate verklagen. Sie fordern mindestens 200 Millionen Euro. Da die HRE verstaatlicht wurde, müsste am Ende der Bund zahlen.

Zahlreiche Aktionäre der Hypo Real Estate (HRE) wollen Zeitungsangaben zufolge in einem Musterprozess mindestens 200 Millionen Euro Schadenersatz einklagen. Der frühere HRE-Vorstand soll Risiken verschwiegen haben, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Hinter der Massenklage stünden Fonds mit Tausenden Anlegern.

Am Donnerstag kommender Woche soll demnach beim Landgericht München I ein Schadenersatzantrag gegen die HRE verhandelt werden, der weit über bisherige Forderungen anderer Aktionäre im Umfang von einigen Millionen Euro hinausgehen soll. Die neue Klage könnte die Steuerzahler zusätzliches Geld kosten. Nachdem der Bund das Immobilien- und Pfandbriefinstitut durch eine Verstaatlichung vor der Pleite gerettet hat, um eine Bankenkrise in Deutschland zu verhindern, müsste er am Ende zahlen.

Der Jurist Christian Wefers aus Nordrhein-Westfalen verlangt dem Blatt zufolge für mehrere Kapitalanlagefonds aus Deutschland und anderen Ländern, die HRE-Aktien besitzen, in einem ersten Schritt besagte 200 Millionen Euro Schadenersatz. Eine Aufstockung der Klage um mehrere Hundert Millionen Euro sei absehbar. Zu den Fonds zählten auch Pensionsgesellschaften, die Vermögen von Anlegern verwalteten, das als Altersvorsorge gedacht sei. Beim Niedergang der HRE hätten deren Aktionäre viele Milliarden Euro verloren.

Wefers tritt nach Angaben der Zeitung bei Gericht als Kläger auf. Vertreten werde er von dem Tübinger Anleger-Anwalt Andreas Tilp, der bereits andere Musterverfahren führt, darunter auch einen Prozess in Frankfurt gegen die Deutsche Telekom. Dort klagen 17.000 Aktionäre auf Schadenersatz.

"Der Fall HRE ist mindestens genauso bedeutsam", zitiert das Blatt Tilp. Die Kläger würden der HRE vorwerfen, die Aktionäre systematisch über den wahren Zustand des inzwischen in Deutsche Pfandbriefbank AG umbenannten Instituts getäuscht zu haben. Hätten die Anleger die prekäre Lage der HRE gekannt, hätten sie keine Aktien gekauft und keinen Schaden erlitten. "Wir gehen von fortlaufenden Verstößen von Juli 2007 bis Oktober 2008 aus", sagte Tilp der Zeitung. Damals war noch der alte HRE-Vorstand um Ex-Bankchef Georg Funke im Amt, gegen den die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt.

Die HRE war nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers am 15. September 2008 in akute Refinanzierungsprobleme geraten und musste schließlich mit Finanzhilfen von Staat und Banken in Höhe von über 100 Milliarden Euro stabilisiert werden.

Reuters
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