Fünf Jahre nach dem Programmstart hat Airbus seinen ersten Militärtransporter A400M fertiggebaut, der zum Rückgrat einer europäischen Transporterflotte werden soll. Mit dem Bau der A400M werde Sevilla zur dritten europäischen Flugzeugbaumetropole neben Hamburg und Toulouse, sagte der spanische König Juan Carlos in einem Grußwort. EADS-Chef Louis Gallois erklärte, die A400M setze 2neue Maßstäbe im Lufttransport" und habe "großes internationales Marktpotenzial". Die Bundeswehr ist mit 60 Maschinen größter Kunde.
Die A400M ist das Ergebnis eines der größten europäischen Beschaffungsprojekte überhaupt. Der Vertrag mit dem europäischen Beschaffungsamt OCCAR hat einen Wert von knapp 20 Milliarden Euro. Bisher wurden 192 Maschinen fest bestellt, davon 180 von OCCAR. Die europäischen Streitkräfte warten ungeduldig auf den Transporter. Bisher muss das Militär für größere Auslandseinsätze Flugzeuge der Ukrainer und Russen anmieten. Die Flotte mit Transall oder C130 Hercules ist für die heutigen Anforderungen zu klein und zu betagt. Viele der 400 Militärtransporter Europas sind mehr als 30 Jahre alt.
Eine Maschine kostet 100 Millionen Euro
Verzögerungen vor allem bei der Triebwerkentwicklung der A400M hatten 2007 das Ergebnis beim Airbus-Konzern EADS mit 1,4 Milliarden Euro belastetet. Der Erstflug der A400M ist für den Spätsommer oder Frühherbst geplant. Die zunächst für Oktober 2009 anvisierte Erstauslieferung wurde um sechs Monate verschoben - mit Risiko einer Verzögerung um weitere sechs Monate. Frankreich soll im Frühjahr 2010 die erste A400M erhalten; die Bundeswehr muss bis 2011 warten.
Die Fertigung in Sevilla soll 2012 mit 28 Maschinen ihren Höhepunkt erreichen. Eine Maschine kostet 100 Millionen Euro, einschließlich Wartung deutlich mehr. Zweitgrößter Abnehmer ist Frankreich mit 50 Maschinen vor Spanien (27), Großbritannien (25) und der Türkei (10). Frankreich will als EU-Ratspräsident dafür sorgen, dass die EU für Katastrophenhilfen und Militäreinsätze eine gemeinsame A400M-Flotte einrichtet. Erste Kunden außerhalb Europas sind Südafrika und Malaysia.
Nutzlast von 37 Tonnen
Die A400M ist ein "taktischer Allwetter-Militärtransporter mit strategischen Fähigkeiten". Sie kann auf Sand und Graspisten landen, zwei Kampfhubschrauber (ohne Rotor) oder schweres Räumgerät wie Bagger über Fernstrecken transportieren. Die Nutzlast ist mit 37 Tonnen doppelt so hoch wie bei den zu ersetzenden Maschinen. Außerdem kann die A400M Kampfjets ebenso betanken wie langsam fliegende Hubschrauber und selbst im Flug betankt werden. Dabei soll der Militär-Airbus ein Fünftel weniger Treibstoff verbrauchen als seine Vorgänger und bei Starts und Landungen schwerer verwundbar sein.
Das Turboprop-Triebwerk TP400-D6 wurde von dem Konsortium EuroProp International (EPI) entwickelt, dem die deutsche MTU, die französische SNECMA, die spanische ITP und die britische Rolls-Royce angehören. Das Triebwerk wird noch in Großbritannien getestet und wird auch beim Erstflug noch nicht zugelassen sein. EADS sieht es heute als Fehler an, gleichzeitig ein so komplexes Flugzeug wie die A400M und ein so komplexes Triebwerk neu zu entwickeln.