Die Bahnkunden bleiben in der Vorweihnachtszeit weiterhin von Streiks verschont. Die Lokführergewerkschaft GDL und die größeren Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA einigten sich am Donnerstag nach langer Rivalität auf eine Zusammenarbeit. Damit räumten sie eine Hürde für eine Lösung des monatelangen Tarifstreits beim bundeseigenen Konzern aus dem Weg. Der GDL-Vorsitzende Manfred Schell sprach nach einem Spitzentreffen bei Bahnchef Hartmut Mehdorn in Berlin von einem befriedigenden Ergebnis. Er bekräftigte, dass zunächst keine neuen Streiks drohten. Die Verhandlungen mit der Bahn sollen an diesem Freitag in Frankfurt/Main fortgesetzt werden.
Gegenseitiges Vertrauen geschaffen
Dabei wurde offenabr auch gegenseitiges Vertrauen geschaffen, wie aus einer im Anschluss an das dreistündige Gespräch in Berlin veröffentlichten Erklärung und aus Stellungnahmen der Gewerkschaftsvorsitzenden hervorgeht. Über das Ergebnis des laut Erklärung "fruchtbaren Gesprächs" hieß es offiziell lediglich, es sei "eine gegenseitige Anerkennung der Tarifverträge vereinbart" worden. "Für die künftige tarifpolitische Zusammenarbeit der Gewerkschaften wird eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen." Details dazu wurden nicht bekannt.
Die Tarifpartner hatten vor einer Woche vereinbart, bis zum 15. Dezember zu klären, welche Punkte Bestandteile des eigenständigen Lokführer-Tarifvertrags sein sollen. Die Höhe von Lohnsteigerungen und Arbeitszeit, die mit Sicherheit Bestandteil des von der GDL geforderten eigenständigen Tarifvertrags sein sollen, sind dann bis Ende Januar Gegenstand weiterer Verhandlungen.
Keine Streiks vor Weihnachten
Der Transnet-Vorsitzende Norbert Hansen sagte: "Durchbruch wäre zu viel gesagt", meinte aber, es sei "Vertrauen geschaffen". Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokführer, Manfred Schell, erklärte nach dem Treffen, es werde vor Weihnachten keine Arbeitskampfmaßnahmen geben. "Man ist noch nicht am Ende, aber man ist ganz zufrieden", sagte Schell nach dem dreistündigen Gespräch.
Über Einzelheiten hinsichtlich des eigenständigen Tarifvertrags, den die Bahn der Lokführergewerkschaft vergangene Woche zugesagt hatte, wurde nichts bekannt. Über die Frage, ob die Altersversorgung für Lokführer spezifisch geregelt werden soll, sei nicht geredet worden, sagte Hansen. Es werde auf jeden Fall "in diesem Jahr" weiter miteinander gesprochen.
Gespräche, keine Verhandlungen
Hansen legte Wert darauf, dass es sich bei der Runde am Donnerstag nicht um Verhandlungen, sondern um Gespräche gehandelt habe. Erste Meldungen, es solle bereits am (morgigen) Freitag offiziell verhandelt werden, wurden nicht bestätigt. Offenbar gibt es aber weitere Gespräche auf Arbeitsebene.