Bieter-Wettstreit um Opel Berlin und GM haben unterschiedliche Favoriten

Die Bundesregierung geht mit einer Präferenz in die Verhandlungen über die Zukunft von Opel: Magna bietet ihrer Ansicht nach das attraktivste Übernahmekonzept. Die Opel-Mutter General Motors favorisiert allerdings RHJ. Keine guten Voraussetzungen, um eine gemeinsame Lösung für Opel zu finden.

Im Bieterkampf um Opel keimt Streit zwischen dem US-Mutterkonzern General Motors (GM) und den Vertretern von Bundesregierung und Ländern auf. Der Bund und die vier Länder mit Opel-Standorten machten sich am Mittwoch für eine Übernahme durch den Auto-Zulieferer Magna stark. GM bevorzugt hingegen laut Medienberichten die Investorengruppe RHJ. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte dazu, nun stünden "möglicherweise kontroverse" Verkaufsverhandlungen ins Haus.

Wilhelm kündigte an, Bund und Länder wollten mit General Motors im Lauf der nächsten Woche zu einer gemeinsamen Einschätzung kommen, wem die Adam Opel GmbH spätestens im Herbst verkauft werden soll. Die Bundesregierung bevorzugt nach seinen Worten Magna. Auch nach einer sorgfältigen Prüfung der drei Investorenkonzepte habe die Regierung weiter eine "gewisse Präferenz" für das kanadisch-österreichische Unternehmen, sagte er. Der Prozess sei aber offen, fügte er hinzu.

"Keine Seite kann allein durchkommen"

Kriterien für die Auswahl waren nach seinen Worten die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, der Erhalt von Standorten sowie die Höhe und das Risiko für die beantragten Staatsbürgschaften in Milliardenhöhe. Wilhelm äußerte sich unmittelbar vor einem Treffen deutscher Regierungsvertreter aus Bund und Ländern mit General Motors im Kanzleramt, das am Nachmittag begann. Neben Magna und RHJ hat auch der chinesische Autobauer BAIC ein Angebot eingereicht, dem aber nur geringe Chancen eingeräumt werden.

Wilhelm wies darauf hin, dass nicht die Bundesregierung, sondern GM der Verkäufer sei und umgekehrt ein Abschluss nur mit Hilfe der beantragten Staatsgarantien Deutschlands gelingen könne. "Keine Seite kann mit ihrer Einschätzung alleine durchkommen", sagte Wilhelm. Die Bundesregierung stelle sich darauf ein, in den kommenden Wochen auch direkt mit der US-Regierung zu verhandeln, die die Mehrheit an GM hält. Alle drei Bieter planen in ihren Konzepten Staatsgarantien in Milliardenhöhe ein. Deshalb haben die Bundesregierung und die Landesregierungen mit Opel-Standorten ein Mitspracherecht.

Ministerpräsidenten wollen Magna

Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) sagte nach einer Telefonkonferenz der Regierungschefs von Hessen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen: "Alle vier Bundesländer votieren für Magna." Hering forderte, der Bund müsse nun dafür sorgen, dass die deutsche Seite "mit einer Stimme" spreche. Magna habe ein strategisches Konzept, ein eigenes Management und mit seinen Partnern die Perspektive des Wachstumsmarktes Russland, sagte Hering. Zusammen mit den Standortzusagen und der Unterstützung der Opel-Belegschaft seien dies gute Gründe für eine Übernahme.

RHJ hat nach einem Bericht der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" nachgebessert: So sei der Finanzinvestor bereit, bereits bei Vertragsabschluss eine Kapitalspritze in Höhe von 275 Millionen Euro zugunsten der neuen Opel-Gesellschaft zu leisten. Bislang hatte RHJ diese Summe in zwei Schritten bis Ende 2012 einbringen wollen. Magna veröffentlichte am Mittwoch Einzelheiten seines Angebots. Demnach will der Autozulieferer gemeinsam mit dem russischen Partner Sberbank 55 Prozent an Opel erwerben und "im Laufe der Zeit" 500 Millionen Euro investieren. 35 Prozent an Opel sollen bei General Motors bleiben, zehn Prozent sollen an die Mitarbeiter gehen.

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