Der weltgrößte Medienkonzern AOL Time Warner hat eingeräumt, dass seine US-Onlinesparte AOL möglicherweise zu hohe Umsätze ausgewiesen hat. Es geht den Angaben zufolge um eine Summe von 49 Millionen Dollar, was weniger als ein Prozent des AOL-Umsatzes ausmacht.
Prüfung der Bilanzpraktiken
In den vergangenen zehn Tagen seien Hinweise darauf aufgetaucht, dass über sechs Quartale hinweg Zahlungen von Dritten als Anzeigenaufkommen und Handelsumsätze verbucht worden seien, teilte das Unternehmen in einer Erklärung seinen Angestellten mit. Der in Frage stehende Zeitraum ende am 31. März diesen Jahres. Vor drei Wochen hat die US-Börsenaufsicht SEC mit einer Prüfung der Bilanzpraktiken der Onlinesparte begonnen.
Chef übernimmt Verantwortung
AOL-Konzernchef Richard Parsons und Finanzchef Wayne Pace unterzeichneten indes den Angaben zufolge fristgerecht die Bilanzen des Unternehmens und übernahmen damit wie von der SEC gefordert die persönliche Verantwortung für die Richtigkeit der Zahlenwerke.
Interne Überprüfung
Das Unternehmen überprüfe derzeit die Bilanzierung einiger Anzeigengeschäfte und Abschlüsse im Bereich elektronischer Handel, teilte Parsons in seinem Schreiben an die Belegschaft mit. Das Schreiben liegt der Nachrichtenagentur Reuters vor. Eine Sprecherin verweigerte konkrete Angaben zu den in Frage stehenden Transaktionen. Er hoffe, dass die Überprüfung bis zum Ende des dritten Geschäftsquartals abgeschlossen sei, schrieb Parsons weiter.
AOL-Aktien legen zu
Nach der Erklärung legten AOL-Aktien im nachbörslichen Handel um 25 US-Cent auf 11,05 Dollar zu. »Wenn in einigen der alten Time-Warner-Teile Eingeständnisse bei den Bilanzen fällig gewesen wären, dann wäre die Geschichte größer«, sagte Ajah Mehra von der Columbia Management Group. Die Summen seien jedoch nicht sehr groß und das trage schon wieder zur Beruhigung bei, nachdem in den vergangenen Tagen im Zusammenhang mit erwarteten Korrekturen eine regelrechte Hatz veranstaltet worden sei.
Korrekte Bilanzen
Die Bereitschaft der Manager, die Bilanzen zu unterschreiben, könne zudem als Hinweis darauf gewertet werden, dass keine weiteren Eingeständnisse zu erwarten seien, sagte Mehra. Mit ihren Unterschriften sollen die Manager der an US-Börsen notierten Unternehmen für die Richtigkeit der Unternehmenbilanzen einstehen und damit das Vertrauen von Anlegern und Investoren wiedergewinnen. Nach mehreren Bilanzskandalen haben in den vergangenen Monaten US-Aktien stark an Wert eingebüßt. Viele US-Bürger verloren ihre Ersparnisse und Altersvorsorge.