Finanzdienstleister Allianz will Dresdner Bank übernehmen

Durch die angeblich bereits für kommende Woche geplante Übernahme würde ein Allfinanzkonzern entstehen. Ob dann die Dresdner zerschlagen wird ist ungewiss.

Seit Donnerstag Mittag ist es offiziell: Der Versicherungskonzern Allianz bestätigte Verhandlungen über die »Schaffung eines führenden integrierten Finanzdienstleisters«. Die Gespräche mit der Dresdner Bank sind den Angaben nach weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen. Schon Mittwoch Abend sickerten aus in die Verhandlungen involvierten Bankkreisen durch, dass »es im Laufe der nächsten Woche zu einer Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz« kommen wird. Nach Informationen der »Börsen-Zeitung« soll die Allianz bereits am Montag ein Übernahmeangebot unterbreiten. Ob und in wieweit die Dresdner Bank dann von der Allianz zerschlagen wird, ist derzeit noch offen. Derezit hält die Allianz knapp 22 Prozent an der Dresdner Bank hält. Nach Informationen aus Branchenkreisen will die Allianz im Zuge der Akquisition auch ihre Anteile an der Hypo-Vereinsbank in Höhe von etwa 17 Prozent auf die Münchener Rückversicherung übertragen. Dadurch würden zwei mächtige europäische Allfinanz- Konzerne mit Sitz in München entstehen. Die Aktien der Dresdner Bank gingen nach Bekanntwerden der Nachricht mit einem Plus von gut sieben Prozent aus dem Handel, Allianz-Papiere verloren.

Neuer Allfinanzkonzern entsteht

Die Übernahme der drittgrößten deutschen Geschäftsbank durch den Branchenprimus in der europäischen Assekuranz lag nach Meinung von Beobachtern auf der Hand. Im Gegensatz zur geplatzten Fusion zwischen Dresdner und Deutsche Bank im vergangenen Jahr wird dem neuen Anlauf eine weitaus größere Chance eingeräumt, zumal sich beide Geldhäuser ergänzen. Mit der Übernahme würde die Allianz Vertrieb und Vermögensverwaltung stärken und nach Einschätzung von Beobachtern eine grundlegende Neuordnung der deutschen Bankenlandschaft in Gang setzen. Ob die Allianz einzelne Geschäftsteile der Dresdner Bank, etwa das Investmentbanking, abstoßen werde, ist noch offen, hieß es weiter. Möglich wäre, Dresdner Kleinwort Wasserstein abzutrennen und an die Börse zu bringen, berichtete die »Börsen-Zeitung«. Andererseits wird aber auch versichert, die Dresdner solle auf jeden Fall mit ihrer jetzigen Identität erhalten bleiben. Die Details sollten am Wochenende von den Aufsichtsgremien entschieden werden. Nach Informationen des »Wall Street Journal Europe« soll den Aktionären der Dresdner Bank ein Bar- und Aktienangebot im Gesamtwert von 22 Milliarden Euro unterbreitet werden.

Filialnetz als Vertriebssystem nutzen

Der Versicherungsriese Allianz benötigt für seine Produkte ein breites Vertriebssystem. Dazu würde die Dresdner mit ihrem flächendeckenden Filialnetz einen wichtigen Beitrag liefern. Die Frankfurter Großbank verfügt zudem mit DIT über eine Investmentfonds-Gruppe und eine qualifizierte Vermögensverwaltung.

Perfekt auf Rentenreform vorbereitet

Das Zusammengehen eines Versicherungskonzerns mit einer Großbank zu einem Allfinanzgiganten muss vor dem Hintergrund der Rentenreform von Arbeitsminister Walter Riester (SPD) gesehen werden. Wenn es zur zweiten Säule der kapitalgedeckten Altersvorsorge kommt, werden bei den Arbeitnehmern in Deutschland Milliarden in Bewegung gesetzt. Dann müssen für die verschiedenen Anlegerinteressen maßgeschneiderte Finanzprodukte zur Alterssicherung angeboten werden. Ein Verbund Allianz/Dresdner hätte dabei einen erheblichen Vorteil, weil dieser die gesamte Palette von Versicherungsprodukten bis zu Investmentanlagen aus einer Hand anbieten könnte.