Nur wenige Tage nach dem Ende des Tarifkonflikts mit Verdi drohen der Lufthansa neue Streiks. Außer einem neuerlichen Ausstand der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) bei den Regionalflugtöchtern Cityline und Eurowings steht dem Konzern möglicherweise auch ein Warnstreik der Konzernpiloten ins Haus. Sie wollen einen eigenen Betriebsrat für Piloten etablieren. Lufthansa habe sich bislang dagegen gesperrt, sagte ein VC-Sprecher. Um das Ziel dennoch zu erreichen, sei ein dreistündiger Warnstreik in der laufenden Woche "eine Option". Dieser könne frühestens am Dienstag starten, wahrscheinlicher sei jedoch der Mittwoch. Noch sei allerdings keine Entscheidung für oder gegen den Warnstreik gefallen.
Verhärtete Fronten
Nach Einschätzung von Lufthansa wäre die geforderte Änderung der Personalvertretung unwirksam und ein Streik damit nicht verhältnismäßig. Ein Arbeitskampf der Piloten würde das Unternehmen härter treffen als der Ausstand des Bodenpersonals in der vergangenen Woche. Während des fünftägigen Streiks konnte Lufthansa beispielsweise Wartungsarbeiten teilweise ins Ausland verlagern.
Die Lufthansa hat angesichts des drohenden Warnstreiks der Gewerkschaft mit einer Schadensersatzklage gedroht. "Sollte sich die Vereinigung Cockpit nicht davon abbringen lassen, werden wir ein Verbot der Streiks erwirken und vollständigen Schadenersatz fordern", sagte Lufthansa-Sprecherin Claudia Lange.
Auch im Tarifstreit bei den Regionalflugtöchtern Eurowings und Cityline bleiben die Fronten verhärtet. Die Fluggesellschaften erbringen für den Konzern wichtige Zubringerdienste für den Interkontinentalverkehr ab München oder Frankfurt. Bei beiden Gesellschaften tobt seit Monaten ein Konflikt um höhere Löhne. Ihren Forderungen hatten die Piloten bereits mit mehreren Streiks Nachdruck verliehen - insgesamt fielen dadurch rund 1600 Flüge aus. Bei einem neuerlichen Streik könnten die Flugzeugführer ihre Arbeit theoretisch unbefristet liegen lassen.
Während die Gewerkschaft das zuletzt vorgelegte Angebot der Lufthansa erneut als "nicht verhandlungsfähig" bezeichnete, ist ein neuerlicher Streik nach Einschätzung des Unternehmens angesichts der vorliegenden Offerte "unverhältnismäßig". Zuletzt hatte das Management der Cityline den Piloten eine Gehaltserhöhung von 5,5 Prozent in zwei Schritten mit einer Laufzeit von 18 Monaten und eine Einmalzahlung geboten. Das Flugpersonal bei Eurowings sollte ein Plus von 6,5 Prozent in zwei Schritten mit einer Laufzeit von zwei Jahren erhalten.
Hinter den Kulissen geht es aber nicht nur um mehr Geld und die Gründung eines eigenen Pilotenbetriebsrats, sondern auch um den Einsatz von neuen Flugzeugen mit rund 100 Sitzen, die die Lufthansa bei ihren Regionalflugtöchtern betreiben will. Im Zuge dessen fordert die Pilotengewerkschaft eine Angleichung der Gehälter der Cityline- und Eurowingspiloten an das Gehaltsniveau bei der Konzernmutter. Lufthansa will dies verhindern und hat bereits gedroht, die Flugzeuge bei Partnern wie Augsburg Airways und Contact Air einzusetzen.