In dem erbitterten Machtkampf in der IG Metall könnte heute in Frankfurt eine Entscheidung fallen. Der Vorstand mit dem scheidenden Vorsitzenden Klaus Zwickel will über Konsequenzen aus der historischen Niederlage im Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland beraten. Es geht vor allem um das Schicksal des designierten Zwickel-Nachfolgers Jürgen Peters, dem der verfehlte Streik angelastet wird und der immer stärker in die Schusslinie gerät. Dem Vernehmen nach wollen sich mehrere Bezirke gegen Peters stellen. Er selbst will den Kampf nicht aufgeben und beim Gewerkschaftstag im Oktober zur Wahl antreten.
Peters lehnt weiterhin Rücktritt ab
Auch nach Beginn der entscheidenden Vorstandssitzung am Dienstag in Frankfurt zeichnet sich kein Durchbruch ab. Der 2. Vorsitzende Jürgen Peters lehnt nach dpa-Informationen weiterhin einen Rücktritt ab. Dies war vom Lager seiner Kritiker mit IG-Metall-Chef Klaus Zwickel an der Spitze gefordert worden. Unterdessen überschlagen sich in der Frankfurter IG-Metall-Zentrale die Spekulationen über den Ausgang der Vorstandssitzung, zumal keine Anzeichen für ein Aufweichen der Patt-Situation der verfeindeten Lager erkennbar ist. Dabei wird sogar ein Rücktritt von Zwickel für möglich gehalten, um Peters ebenfalls zum Rückzug zu zwingen. Im Umfeld des 1. Vorsitzenden wird diese Variante allerdings als "abwegig" bezeichnet. Zwickel werde damit seinen Einfluss auf die weitere personalpolitische Kontroverse verlieren.
Heftige Wortgefechte
Am Montag hatten sich Zwickel und Peters erneut heftige Wortgefechte geliefert. Peters bezichtigte seine Gegner in der Gewerkschaft der "Unterstellungen und Unwahrheiten". Zwickel bekräftigte seinen Vorwurf, Vize-Chef Peters habe den Vorstand über die Tragweite der Streiks getäuscht, die auch Autobetriebe im Westen lahm gelegt hatten. Zwickel erneuerte am Montag auch seine Kritik an dem Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, Hasso Düvel.
"IG Metall wird zum zahnlosen Tiger"
Die "Süddeutsche Zeitung" zitiert in der Dienstagausgabe aus einem vertraulichen Papier von Zwickel, in dem es heiße: "Die IG Metall droht für fast alle in Politik und Medien letztlich zum zahnlosen Tiger zu werden". Wie in der Politik üblich müsse nun auch in der IG Metall von jenen Verantwortung übernommen werden, "die als Person und in ihrer Funktion diese Verantwortung tragen". Peters seinerseits führe das Scheitern des Streiks auf die politischen Rahmenbedingungen und Kommunikationsfehler zurück, schreibt die Zeitung. Problemlösungsstrategien, "die sich in Personaldebatten oder Rücktritten dokumentieren", wären jetzt das falsche Signal.
Unterdessen zeichnete sich ab, dass die drei Vertreter des nördlichen Bezirks Küste am Dienstag voraussichtlich gegen Peters stimmen werden, verlautete in Bremen. Aus den Bezirken Nordrhein- Westfalen, Bayern oder Baden-Württemberg wurde ein Antrag gegen Peters erwartet. Dagegen wollten sich die Vertreter des Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen und auch der IG Metall-Bezirk Frankfurt hinter Peters stellen.
Wird Huber der lachende Dritte?
Nach Informationen der "Bild"-Zeitung erklärte der baden-württembergische Bezirksleiter der Gewerkschaft, Berthold Huber, intern seine Bereitschaft, für das Amt des Gewerkschaftsvorsitzenden zu kandidieren. Das berichtete das Blatt unter Berufung auf Angaben des Porsche-Konzernbetriebsratschefs Uwe Hück. Huber sei demnach bereit, gegen Peters anzutreten und sich einer Kampfabstimmung zu stellen, wenn er darum gebeten werde. Huber habe erklärt: "Wenn ihr mich ruft, werde ich diese große Gewerkschaft mit 100 Prozent Kampfkraft ins 21. Jahrhundert führen. Es geht mir nicht um den Sessel, es geht um die Sache", zitiert die Zeitung den Porsche-Betriebsratschef.