In das Ringen um den angeschlagenen Autobauer Opel hat sich überraschend der Bonner Solartechnikkonzern Solarworld eingemischt. Das Unternehmen schlägt vor, die vier deutschen Opel-Werke und das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim zu übernehmen. Solarworld wolle Opel dann "zum ersten "grünen" europäischen Autokonzern weiterentwickeln", teilte das Bonner Unternehmen mit. Die Bedingungen, die Solarworld dafür ankündigte, machen ein solches Geschäft allerdings wenig wahrscheinlich.
So seien die "Kernvoraussetzung" für die Abgabe eines Angebots die komplette Trennung vom Mutterkonzern General Motors (GM) sowie "eine Kompensationszahlung von 40.000 Euro pro deutschem Arbeitsplatz (insgesamt eine Milliarde Euro)", hieß es. Die Solarworld AG könne Barmittel in Höhe von 250 Millionen Euro und Banklinien von 750 Millionen Euro - vorbehaltlich einer Bundesbürgschaft - bereitstellen.
Asbeck: Haben unternehmerisches Konzept
Unter dem Strich will Solarworld offenbar kein Geld für die Traditionsmarke zahlen. Solarworld-Chef Frank Asbeck sagte dem "Handelsblatt", das Angebot sei ernst gemeint. "Es geht mir darum, den Verkaufsprozess für Opel in Gang zu setzen", zitierte ihn die Zeitung in der Online-Ausgabe. Asbeck, der mit seiner Familie Hauptaktionär von Solarworld ist, sagte, er habe noch keine Gespräche mit Opel oder der Konzernmutter geführt. Solarworld könne eine Opel-Übernahme stemmen: "Wir verfügen immer über liquide Mittel zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro."
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte Asbeck, er habe ein unternehmerisches Konzept für Opel. Er forderte den GM auf, auf das überraschende Angebot zu reagieren - seine Offerte sei ernst gemeint. Der Unternehmer ist nach Berlin gereist, um Gespräche über das Angebot zu führen. Mit wem er sich treffen wird, dazu machte Asbeck keine Angaben. Die Bundesregierung zeigte sich von der Initiative des Bonner Unternehmens überrascht.
In den vergangenen Tagen hatte es zahlreiche Vorschläge gegeben, Opel aus dem schwer angeschlagenen US-Mutterkonzern herauszulösen. Zuletzt hatte die Opel-Führung betont, dass dies kaum umsetzbar sei.
Aktie stürzte ab
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hielt in einer ersten Reaktion ein Solarworld-Angebot nicht für komplett abwegig. "Das wäre eine Herkules-Aufgabe für das Unternehmen, aber nicht völlig unmöglich", sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Es gelte zu analysieren, ob Solarworld wirklich eine Milliarde Euro zusammenbekommen könnte - und ob der GM Opel zu diesem Preis abgeben würde. "Für Opel wäre es jedenfalls nicht schlecht, wenn es einen Neuanfang gäbe", sagte Dudenhöffer.
Am Aktienmarkt sorgte der Vorschlag dagegen für Verwunderung. "Ich halte das nicht für realistisch und ist wahrscheinlich auch nicht politisch gewollt, da stünden einfach zu viele Arbeitsplätze auf dem Spiel", sagte ein Börsianer in Frankfurt. Etliche Marktteilnehmer hielten die Idee für abwegig. Aber der Markt nehme die Nachricht offenbar ernst, schließlich sei die Solarworld-Aktie in Reaktion auf die Nachricht stark unter Druck geraten. Die Aktie stürzte nach der überraschenden Ankündigung ab. Gegen Mittag verlor sie knapp 17 Prozent auf 13,60 Euro.