Die europäischen Besteller des Militärtransportflugzeugs A400M sind dem Flugzeugbauer Airbus erneut entgegen gekommen und haben einer Neuverhandlung des umstrittenen Projekts zugestimmt. Die Staaten hätten sich bei einem Treffen im französischen Le Castellet grundsätzlich auf ein Festhalten am A400M-Projekt geeinigt, teilte das Bundesverteidigungsministerium am Freitag in Berlin mit. Bis Jahresende soll eine endgültige Entscheidung fallen. EADS-Chef Louis Gallois begrüßte, dass es nun einen klaren Zeitrahmen für das weitere Vorgehen gebe.
Dem Verteidigungsministerium zufolge sollen bis Ende des Jahres mit der zuständigen Airbus-Tochter AMSL alle Details sowie ein konkreter Vorschlag zur Fortführung des Projekts erarbeitet werden. Danach träfen die Besteller eine abschließende Entscheidung über den 20 Milliarden Euro schweren Auftrag. Frankreichs Verteidigungsminister Herve Morin erklärte, bei den Verhandlungen würde sowohl über finanzielle Entschädigungen als auch über die Zahl der Flugzeuge gesprochen.
Frankreich und Großbritannien leiden besonders darunter, dass sich die Auslieferung des A400M wegen technischer Probleme und Mehrkosten um über drei Jahre verspätet. Sie benötigen die Transportmaschinen dringend für die Versorgung ihrer Truppen in Afghanistan. Großbritannien hatte deshalb bereits mehrfach gedroht, aus dem größten europäischen Verteidigungsprojekt auszusteigen, an dem rund 4000 Arbeitsplätze hängen.
Gallois erwarter schwierige Verhandlungen
"EADS und Airbus setzen ihrerseits alles daran, eine Einigung zu erzielen, die auf technischer und vertraglicher Ebene für beide Seiten akzeptabel ist", teilte EADS mit. Firmenchef Gallois erklärte, er erwarte keine einfachen Verhandlungen. Er wollte sich nicht dazu äußern, ob EADS, das wegen der A400M-Verspätung bereits Rückstellungen über 2,3 Milliarden Euro gebildet hat, weitere Reserven zurücklegen muss. EADS legt am Dienstag Quartalszahlen vor.
Europäischen Kunden des Projektes sind neben Deutschland noch Belgien, Frankreich, Luxemburg, Spanien, die Türkei und Großbritannien. Sie haben bereits 5,7 Milliarden Euro in das Projekt investiert. Wenn die Staaten den Vertrag kündigen, müsste EADS diese Anzahlungen zurückerstatten.
Der A400M ist ein schweres Transportflugzeug, das entwickelt wurde, um bis zu 32 Tonnen an Truppen und Ausstattung über Distanzen von bis zu 8000 Kilometern zu befördern.