Konjunkturflaute in China Ölpreise im freien Fall

Es ist der niedrigste Ölpreis seit sechseinhalb Jahren. Die sinkenden Börsenkurse in China reißen die Rohstoffpreise mit runter. Eine Katastrophe für die Exportländer - ein Segen für Verbraucher.

Es geht steil bergab - mit Vollgas rauscht der Ölpreis auf den niedrigsten Wert seit März 2009. Grund dafür sind die Unruhen an den asiatischen Märkten, besonders an der Börse in Shanghai, China. Die Schwellenländer Asiens galten lange Zeit als Motor der Weltwirtschaft, doch jetzt werfen sie den Rückwärtsgang ein. Schon seit Monaten sinkt der Ölpreis, in der Vergangenheit war allerdings auch die zunehmende Erdöl-Förderung der US-Amerikaner dafür verantwortlich.

Niedriger Ölpreis macht Exportländern zu schaffen

Am frühen Morgen fiel der Preis für ein Barrel Öl (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit Lieferung im Oktober auf 44,20 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit März 2009. Der Preis für US-Öl fiel weiter unter die Marke von 40 Dollar und erreichte bei 39,00 Dollar den tiefsten Stand seit Februar 2009.

Saudi-Arabien droht eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Die Ratingagentur Fitch senkte am Freitag den Ausblick für die Monarchie auf "negativ" von "stabil". Grund sei unter anderem der gesunkene Ölpreis, aber auch die Ankündigung des Königreichs, in diesem Jahr eine höhere Verschuldungsquote anzustreben. Die Bonität des Opec-Mitglieds werde weiter mit AA bewertet.

Ölschwemme hilft Verbrauchern

Die Produktion liegt mit 95,7 Millionen Barrel auf Rekordniveau und deutlich über der Nachfrage. "Die faktische Überversorgung des Ölmarktes ist zu einer Ölschwemme geraten", kommentiert der Marktbeobachter Tecson, ein Hersteller von Tankmesstechnik.
Davon profitieren die Verbraucher in Deutschland und Europa, wenn auch nicht alle in gleichem Maße. Entspannt können sich die Benutzer von Ölheizungen die Preisentwicklung anschauen. 100 Liter Heizöl kosten im bundesweiten Durchschnitt 54,50 Euro (bei Abnahme von 3000 Litern, inkl. MwSt). Das entspricht dem Preisniveau von 2009. Vor einem Jahr betrug der Preis noch um die 80 Euro. Damit liegen für Mieter deutliche Rückerstattungen bei der nächsten Abrechnung der Nebenkosten drin.

So ähnlich sieht es bei den Autofahrern mit Diesel-Modellen aus. Ein Liter Diesel kostet ungefähr 1,13 Euro und damit im langfristigen Vergleich eher wenig. Im Januar lag der Preis aber schon einmal unter 1,10 Euro je Liter. Dass der Dieselpreis für die Verbraucher noch nicht auf dieses Niveau gesunken ist, liegt vor allem am schwachen Euro. Er verteuert alle Einfuhren, auch die von Öl. 

dpa · Reuters