Der Rüsselsheimer Autobauer Opel steht nicht zum Verkauf. Mit dieser Aussage reagierte GM-Europe-Sprecherin Karin Kirchner am Mittwoch auf ein überraschendes Übernahmeangebot des Bonner Konzerns Solarworld. Das Solartechnikunternehmen hatte vorgeschlagen, die vier deutschen Opel-Werke und das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim zu übernehmen. Solarworld hatte mitgeteilt, staatliche Bürgschaften seien eine Vorbedingung für ein Angebot.
Keine Stellungnahme aus Berlin
Die Bundesregierung lehnte eine Bewertung des möglichen Kaufangebots für Opel ab. Zunächst handele es sich lediglich um eine Offerte an die Opel-Konzernmutter General Motors (GM) in den USA. "Alles ist Spekulation bis zu einem Zeitpunkt, zu dem klar ist, ob sich überhaupt zwischen den beiden Unternehmen ein Gespräch ergibt", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.
Auch das Finanz- und das Wirtschaftsministerium lehnten einen Kommentar zu dem überraschenden Vorstoß des börsennotierten Solarkonzerns ab. "Wir werden dazu öffentlich nicht Stellung nehmen", sagte ein Sprecher von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU). Den Angaben zufolge sind keine Gesprächstermine von Solarworld-Chef Frank Asbeck mit Regierungsmitgliedern bekannt.
Unterdessen wurden im Bürgschaftsausschuss der Bundesregierung die Verhandlungen zwischen Opel und dem Bund über eine mögliche Staatsbürgschaft fortgesetzt. Bis Weihnachten soll es eine Entscheidung geben. Zu Berichten, Opel benötige "im schlimmsten Fall" eine Bürgschaft über 1,8 Milliarden statt gut einer Milliarde Euro, wollte sich das Wirtschaftsministerium nicht äußern.
Experten: Opel muss von GM weg
Autoexperten sehen in einer Übernahme von Opel durch Solarworld mehr Chancen als Risiken für den deutschen Autobauer. "Die Aussichten wären dann besser als im aktuellen Verbund mit General Motors", sagte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Marktforschungsinstitut Center Automotive Research (Car). Die Opel-Mutter habe viele falsche Entscheidungen getroffen. Ähnlich äußerte sich der Leiter der Forschungsstelle Automobilwirtschaft (Faw), Wolfgang Meinig: "Mir ist nichts lieber als die Vorstellung, dass das Drama nach 80 Jahren beendet wird. Opel sollte wieder ein deutsches Unternehmen werden."
Opel gehört seit 1929 zu dem US-Konzern. Dudenhöffer sagte, es sei aber fraglich, ob GM zu dem von Solarworld angebotenen Preis von einer Milliarde Euro verkaufe und ob Solarworld die Finanzierung gelinge: "Auf den ersten Blick gibt es viele Fragezeichen, aber es lohnt sich, eine Realisierung zu überprüfen", sagte Dudenhöffer.
Meinig zufolge lassen sich die vielfältigen Verflechtungen zwischen Opel und General Motors nicht sofort kappen. "Das geht nicht auf einen Schlag." Er rechne damit, dass sich durch den Vorstoß von Solarworld weitere Interessenten für Opel melden. "Vielleicht fühlen sich jetzt andere aufgefordert, einen ähnlichen Schritt zu wagen." Für unrealistisch hält Branchenexperte Dudenhöffer die komplette Umwandlung von Opel zu einem reinen Elektroautoanbieter. "Man muss auf jeden Fall mit konventionellen Fahrzeugen weitermachen", sagte Dudenhöffer.