Das Opelwerk in Rüsselsheim hat sich im konzerninternen Wettbewerb bei General Motors um den Zuschlag für den Bau der Mittelklasse gegen das Saabwerk im schwedischen Trollhättan durchgesetzt. Die Konzernmutter General Motors gab am Freitag bekannt, ausgewählte Opel- und Saab-Modelle, die auf einer gemeinsamen Architektur basierten, würden ab 2008 im Werk Rüsselsheim produziert.
Leichte Vorteile für Rüsselsheim
"Beide Werke haben überzeugende Studien präsentiert, aber am Ende hatte Rüsselsheim bei dieser Produktionsvergabe leichte Vorteile", sagte Fritz Henderson, Europachef von General Motors (GM). Aber auch im schwedischen Trollhättan werde die Produktion fortgesetzt. GM plane den Ausbau der Saab-Modellpalette Cadillac BLS Produktion ab 2006 parallel zu Saab-Modellen in Trollhättan. Darüber hinaus bestätigte GM, mindestens bis 2010 Saab-Modelle in Trollhättan zu produzieren
Die Entscheidung, Opel- und Saab-Modelle in Rüsselsheim zu bauen, basierte laut GM auf einer umfassenden Analyse zahlreicher Faktoren wie zum Beispiel Kapazitätserfordernisse, Investment, Arbeitskosten, Effizienz des Werkes, Flexibilität, Arbeitszeitmodelle und Logistik und Währungsfragen. Die Studie habe gezeigt, dass das Werk Rüsselsheim für diese Produktentscheidung das beste Geschäftsmodell biete, zumal es nun seine Produktivität substanziell verbessern kann. "Am Ende war das Geschäftsmodell für Rüsselsheim über die Laufzeit rund 200 Millionen Euro kosteneffektiver als das von Trollhättan", sagte Henderson.
Zugeständnisse der Belegschaft
Nach einem monatelangen Verhandlungspoker hatten sich Management und Betriebsrat am Donnerstag auf einen Zukunftsvertrag geeinigt. Gegen Zugeständnisse der Belegschaft wird der Mutterkonzern demnach Investitionen in die Werke zusagen. In Bochum soll die fünftürige Astra-Limousine bauen. Das Komponentenwerk in Kaiserslautern soll ausgelastet werden. GM hatte im Oktober ein radikales Sparprogramm angekündigt, um in Europa wieder profitabel zu werden. Europaweit sollen binnen zwei Jahren etwa 12.000 Stellen abgebaut werden, davon knapp 10.000 bei Opel.
Im Gegenzug müssten die Arbeitnehmer auf Tariferhöhungen verzichten. Das Weihnachtsgeld werde ab 2006 von 130 auf 70 Prozent eines Monatsgehalts gekürzt. Zugleich werden die Arbeitszeiten flexibler gestaltet. Mit dem Paket will der GM den seit Jahren defizitären Autobauer Opel wieder in die schwarzen Zahlen bringen. Bereits vor einer Woche hatte Opel mitgeteilt, dass das Sanierungspaket vorerst ohne Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen ablaufen wird.
4500 Mitarbeiter hatten sich freiwillig für eine Abfindung entschieden und werden das Unternehmen noch in diesem Jahr verlassen. Bis 2007 sollen über Abfindungen insgesamt 6000 Stellen wegfallen. "Wir haben die Gespräche über den Zukunftsvertrag beendet", sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz.
Seit einem halben Jahr hatten Arbeitgeber und Arbeitnehmer über ein Gesamtpaket verhandelt. Um den Zuschlag für die Mittelklasseproduktion haben sich das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim und das Saab-Werk im schwedischen Trollhättan bemüht.