Reiseunternehmen "Es wird viel schlimmer werden"

Schon der Krieg im Irak lässt die Nachfrage nach Flügen sinken und dämpft die Reiselust allgemein. Jetzt könnte die mysteriöse Lungenkrankheit SARS die Fluggesellschaften und Reiseanbieter noch schwerer treffen.

Das Schwere Akute Atemwegssyndrom (SARS) trifft die internationalen Fluggesellschaften zur denkbar ungünstigsten Zeit. Die Angst vor Terroranschlägen hält Touristen schon aus Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung fern, der Krieg in Irak lässt die Nachfrage nach Flügen in den Nahen Osten sinken und dämpft die Reiselust allgemein. Nun gilt also auch Asien als potenziell gefährliche Region, immer mehr Unternehmen sagen aus Angst vor der mysteriösen Lungenkrankheit Reisen für ihre Mitarbeiter nach Hongkong oder Singapur ab.

Schlechte Aussichten

SARS könnte die Fluggesellschaften und Reiseanbieter schwerer treffen als der Krieg in Irak. In einer Umfrage unter 180 amerikanischen Konzernen gaben in dieser Woche 27 Prozent an, sie hätten Reisen nach Asien untersagt, wie die US-Vereinigung der Anbieter von Geschäftsreisen herausfand. "Es wird wahrscheinlich viel schlimmer werden, bevor es besser wird", sagte der Präsident der Vereinigung, Kevin Mitchell. Die befragten Unternehmen geben seinen Angaben zufolge 22 Millionen Dollar (20,2 Millionen Euro) pro Monat für Reisen nach Asien aus.

Air Canada, KLM und Air Mauritius reduzierten bereits ihre Flüge in die Region. Die Schweizer Fluggesellschaft Swiss erklärte, die Sitzplatzauslastung bei den Fernostflügen sei zurückgegangen. Im Falle von Hongkong sei die Auslastung von 89 auf 85 Prozent gesunken. Bei den Flügen nach Tokio werde ein Rückgang in ähnlichem Ausmaß beobachtet.

Reiseverbote für Mitarbeiter

Der Präsident der Vereinigung der Flugreisenden in den USA, David Stempler, sprach von einem schweren Schlag für die Branche. "Die Leute wollen wegen des Krieges nicht nach Europa reisen, wegen der Lungenkrankheit wollen sie nicht nach Asien fahren", sagte er. Der Reiseanbieter Rosenbluth International mit Sitz in Philadelphia erklärte, immer mehr Unternehmen erließen für ihre Mitarbeiter Reiseverbote, hauptsächlich für Hongkong, Singapur und China. "Es scheint mehr Reisebeschränkungen in Zusammenhang mit SARS zu geben als mit dem Krieg", sagte Sprecherin Alicia Klosowski. In den vergangenen Tagen hätten viele Kunden ihre Flüge abgesagt.

Angesichts von 1.600 SARS-Fällen weltweit sehen sich die Flugbegleiter besonders gefährdet. Ihr Berufsverband erklärte, die Fluglinien setzten sich nicht ausreichend für den Schutz ihrer Mitarbeiter ein. "Es gibt Hinweise darauf, dass die Krankheit in einem Flugzeug übertragen werden kann", sagte eine Sprecherin des Verbands, Judith Murawski. Trotz hätten einige Gesellschaften den Flugbegleitern erklärt, sie seien durch den Kontakt mit möglicherweise infizierten Passagieren nicht gefährdet. In einem Brief will der Verband die amerikanische Luftverkehrsbehörde (FAA) auffordern, Atemmasken und Handschuhe für die Flugbegleiter zur Verfügung zu stellen.

Rücktritt von gebuchten Flügen erleichtert

Den Passagieren wird unterdessen der Rücktritt von einem gebuchten Flug erleichtert. Bei United Airlines und Northwest Airlines können Tickets nach China, Hongkong, Singapur und Vietnam kostenlos umgetauscht werden. Im Kampf gegen die Ausbreitung der Krankheit riet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch nachdrücklich von Reisen in die betroffene Region ab. Weltweit starben bisher 75 Menschen an SARS.

Brad Foss