Das Schicksal des umstrittenen Telekom-Chefs Ron Sommer wird sich voraussichtlich bei der Sondersitzung des Aufsichtsrats am kommenden Dienstag entscheiden. »Der Aufsichtsrat wird sich am Dienstag unter anderem mit der Führungsfrage beschäftigen«, sagte der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Hans-Dietrich Winkhaus, der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«.
Aufsichtsrat ist sich nicht einig
Nach dpa-Informationen ist der Telekom-Aufsichtsrat über eine Ablösung Sommers zerstritten. Der Manager selbst lehnt einen Rücktritt ab. Enttäuschte Anleger machen ihn für den dramatischen Kursverfall der T-Aktie verantwortlich.
Auf die Frage, ob ein Nachfolger für Sommer bereitstehe, sagte Winkhaus: »An Spekulationen kann ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht beteiligen.«
Das Präsidium des Aufsichtsrats hatte am Dienstag zehn Stunden lang getagt. Wie es hieß, seien die Mitglieder über eine politische Einflussnahme verärgert.
Sommer erhielt am Mittwoch von Wirtschaftsvertretern Rückendeckung. Aktionärssprecher sprachen sich dagegen für seine Ablösung aus.
Sommer verbittet sich Einmischung der Politik
Sommer selbst wies Kritik führender Politiker an seiner Geschäftspolitik scharf zurück. Der »Bild«-Zeitung sagte Sommer: »Die Politik soll sich nicht bei uns einmischen«. Die öffentliche Diskussion über die Telekom und seine Person sei »unerfreulich« und schade dem Unternehmen. Zu Rücktrittsforderungen sagte er: »Für alle Betroffenen wäre es die beste Lösung, wenn solche Debatten hinter verschlossenen Türen stattfinden.« Sommer verwies darauf, dass die Telekom hervorragend aufgestellt sei. Umsatz und operativer Gewinn würden wachsen. »Es geht eindeutig aufwärts. Bis auf die Schulden, die gehen abwärts. Ich bin sicher, dass wir im August positive Geschäftszahlen für das erste Halbjahr präsentieren können.«
Die Bundesregierung wies Medienberichte zurück, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel hätten sich bereits auf die Ablösung Sommers verständigt. Eine Entscheidung sei allein Sache des Aufsichtsrats, hieß es.
»Regierung will Handlungsfähigkeit vortäuschen«
Die Union warf der Bundesregierung vor, Sommer lediglich ablösen zu wollen, um im laufenden Wahlkampf Handlungsfähigkeit vorzutäuschen. Winkhaus sagte auf die Frage, ob ein Wechsel an der Spitze des Unternehmens kurz vor der Bundestagswahl sinnvoll sei:
»Führungsentscheidungen müssen unabhängig von Wahlterminen getroffen werden.« Es gehe allein um das Wohl des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Aktionäre.
»Keine Gespräche hinter den Kulissen«
In Medienberichten wurden als mögliche Sommer-Nachfolger der Chef von DaimlerChrysler Services, Klaus Mangold, sowie ThyssenKrupp-Aufsichtsrat Gerhard Cromme gehandelt. Auch Jürgen Dormann, der die Hoechst AG sanierte, komme in Frage. Die Bundesregierung hatte erklärt, es würden hinter den Kulissen keine Gespräche geführt.
-Aktie profitiert
Die Gerüchte um die Zukunft Sommers hatten die Aktie der Deutschen Telekom AG am Mittwoch in einem schlechten DAX-Umfeld lange Zeit beflügelt. Nach einem zwischenzeitlichen Plus von knapp vier Prozent ging das Papier aber mit einem Minus von 1,50 Prozent bei 11,15 Euro aus dem Handel.