Schuldenkrise Angst vor neuem Bankencrash geht um

Frische Steuergelder für die Banken: Um einen Crash zu verhindern, stellt Bundeskanzlerin Angela Merkel den Geldhäusern neue Finanzspritzen in Aussicht.

Ob griechische, portugiesische oder irische Staatsanleihen: Angesichts der Milliarden-Engagements der Geschäftsbanken in Staatspapieren europäischer Krisenländer wächst das Misstrauen der Banken untereinander. Das zeigen die großen Summen, die die Finanzinstitute derzeit bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hinterlegen, anstatt das Geld für höhere Zinsen an eine andere Bank zu verleihen. Sollte tatsächlich eines der Krisenländer pleite gehen, könnte dies verheerende Folgen für die Banken haben.

Kanzlerin Angela Merkel will europäischen Banken deshalb notfalls rasch mit frischem Kapital unter die Arme greifen. Damit solle eine Bankenkrise wie 2008 abgewehrt werden, machte sie am Donnerstag in Berlin nach einem Treffen mit den Chefs von Weltbank, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) deutlich. Zugleich will die Kanzlerin den weltweiten Kapitalfluss schärfer kontrollieren und regulieren.

Merkel sagte über die drohende Bankenkrise, die Politik müsse den Rat der Fachleute "sehr ernst nehmen". Diese kämen mehr und mehr zur Überzeugung, dass eine Kapitalaufstockung nötig sei. "Ich glaube, wenn die Notwendigkeit dafür besteht, dann ist es vernünftig investiertes Geld, und dann sollten wir nicht zögern, weil die Schäden, die sonst auftreten, um Größenordnungen höher sind." Zunächst aber sollten die Banken selbst zusehen, wie sie an ausreichend Kapital kämen.

Banken fürchten Abschreibungen in Milliardenhöhe

Hintergrund der erneuten Sorge um eine Bankenkrise ist die Angst, dass die Schuldenkrise sich ausweitet und einen Dominoeffekt auslösen könnte. Die schwere Schuldenkrise in Griechenland, Portugal und Irland könnte zu Ausfällen bei den Staatspapieren dieser Länder führen. Infolge dessen müssten die Banken Abschreibungen machen zulasten ihres Eigenkapitals. Vielen Banken könnte damit die Insolvenz drohen.

Größtes Sorgendkind ist derzeit der belgisch-französische Finanzkonzern Dexia. Er droht als erste große europäische Bank zum Opfer der Schuldenkrise zu werden. Frankreich und Belgien hatten Dexia am Dienstag mit einer Garantie für die Sparer gestützt. Die mit 4,8 Milliarden Euro in Griechenland engagierte Bank zittert vor weiteren Abschreibungen auf ihre Staatsanleihen. Ein Verkauf von Firmenteilen soll frisches Geld bringen. Belgien und Frankreich wollen spätestens bis Freitag eine Lösung gefunden haben.

Noch kein grünes Licht für neue griechische Hilfsgelder

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso schlug in Brüssel eine koordinierte Aktion zur Rekapitalisierung von Banken vor. Ziel soll es sein, dass die Geldhäuser Risikopapiere loswerden können. Allerdings relativierte er seine Aussagen später, es sei eine "enge Koordinierung auf europäischer Ebene" nötig, sagte Barroso. Merkel sagte dazu: "Wir warten auf die Empfehlung, die von der europäischen Bankenaufsicht kommen wird."

Mit der Aussicht auf neue Steuergelder für die Banken wären diese für eine mögliche Insolvenz Griechenlands gerüstet. Die Troika aus EU, EZB und IWF hält eine Auszahlung der nächsten Tranche von Hilfsgeldern für Griechenland zwar für wahrscheinlich. Die Finanzminister der Euro-Zone haben die Überweisung der Gelder zuletzt aber bis Mitte November verschoben. Von einer positiven Troika-Bewertung machen die Staats- und Regierungschefs in der Euro-Zone die nächsten Hilfen abhängig.

DPA · Reuters
mai/AFP/DPA/Reuters