Ungeachtet der Proteste von Umweltschützern hat die US-Regierung dem Energiekonzern Shell Öl- und Gasbohrungen in der Arktis unter Auflagen erlaubt. Eine vorsichtige Förderung der Vorkommen in der Tschuktschensee sei möglich, teilte die Behörde für Meeresenergiemanagement am Montag (Ortszeit) in Washington mit. Allerdings würden für alle Förderprojekte "strenge Sicherheitsstandards" gelten. So müsse das britische-niederländische Unternehmen Shell die notwendigen Genehmigungen der zuständigen US-Behörden für Umweltschutz und den Schutz von Meeressäugern einholen.
Umweltschützer lehnen Bohrungen nach fossilen Brennstoffen in der Arktis ab, da sie negative Folgen für die Tierwelt am Nordpol fürchten. Diese leidet ohnehin unter dem Abschmelzen von Eisflächen in Folge des Klimawandels. "Wieder einmal hat sich unsere Regierung beeilt, die riskante und schlecht durchdachte Ausbeutung einer der entlegensten und wichtigsten Orte der Erde zu genehmigen", kritisierte Susan Murray von der Meeresschutzorganisation Oceana. "Es gibt keine bewährte Methode, einer Ölpest im eisigen arktischen Wasser zu begegnen." Das Vorhaben sei riskant und unausgereift.
"Diese Entscheidung stellt das große Ölgeschäft über die Menschen und setzt die Tier- und Pflanzenwelt der Arktis - und die Gesundheit unseres Planeten - aufs Spiel", kommentierte die Umweltschutzorganisation Earthjustice. sHellNO, eine lokale Kampagne aus Seattle, will ab Samstag unter dem Motto "You Shell not Pass!" (Du wirst nicht durchkommen) Tausende Mitstreiter für einen dreitätigen Protest mobilisieren.
Im April 2010 hatte eine Explosion der von Shells Wettbewerber BP betriebenen Bohrinsel Deepwater Horizon die bislang schlimmste Ölkatastrophe verursacht. Elf Menschen kamen ums Leben; Hunderte Millionen Liter Öl flossen in den Golf von Mexiko und richteten massive Schäden an.
Shell spricht von "wichtigem Meilenstein"
Shell hatte seine Förderpläne in den Arktisgebieten von Alaska bereits 2013 nach wiederholten Problemen mit seinen dortigen beiden Förderanlagen auf Eis gelegt. Die Förderplattform "Kulluk" löste sich bei stürmischer See von ihren Befestigungen und wurde an Land gespült. Die Shell-Plattform "Noble Discoverer" wurde unlängst von der US-Küstenwache wegen Sicherheitsmängeln kritisiert. Beide Förderplattformen wurden zu Reparatur- und Wartungsarbeiten nach Asien gebracht.
Shell-Sprecher Curtis Smith bezeichnete die nun erteilte Genehmigung als "wichtigen Meilenstein". Die Entscheidung zeige "das Vertrauen, dass die Aufseher in unseren Plan haben". Die Arbeiten in der Tschuktschensee sollten im Sommer beginnen.