Steuersünder Jetzt wird's ernst

Aus Furcht vor der Steuerfahndung zeigen sich immer mehr Deutsche bei den Finanzämtern selbst an. In dieser Woche ist die Zahl reumütiger Anleger sprunghaft angestiegen. Es ist auch höchste Zeit, denn in NRW soll die Auswertung der Schweizer Bankdaten bald beginnen.

Für rund 1500 Deutsche mit unversteuertem Vermögen bei Schweizer Banken wird es nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" demnächst ernst. Noch in diesem Monat solle eine Sonderkommission der Steuerfahnder aus Wuppertal-Barmen mit der Auswertung der Daten beginnen, die derzeit von Nordrhein-Westfalen angekauft würden, berichtet das Blatt. Derweil zeigen sich immer mehr Steuersünder selbst an, um einer Strafe zu entgehen.

Wie bei dem ersten großen Ankauf von Daten deutscher Steuersünder vor drei Jahren hatte sich auch der Anbieter der jüngsten Kartei an das Finanzamt Wuppertal gewandt, wie die Staatsanwaltschaft der Stadt mitteilte. Wegen Überlastung der Staatsanwaltschaft Bochum, die von dem ersten Datenankauf erst 191 der eingeleiteten 590 Verfahren abgearbeitet habe, soll nach dem "SZ"-Bericht nun die Schwerpunktstaatsanwaltschaft Düsseldorf die Ermittlungen leiten.

Noch weit mehr Geld für den Staat?

Von der Anzahl der möglichen Steuersünder etwas mehr, vom Volumen der erwarteten Steuerschuld allerdings deutlich geringer sind die Daten, die dem Land Baden-Württemberg angeboten werden. Sie betreffen rund 1750 Anleger aus dem gesamten Bundesgebiet, wie am Donnerstag aus Kreisen der baden-württembergischen Finanzverwaltung verlautete. Die Anleger sollen laut einem Bericht des Magazins "Focus" rund 280 Millionen Euro bei einem Vermögensverwalter deponiert haben, der das Geld in der Schweiz bei Banken und Versicherungen angelegt hat.

Während man in Nordrhein-Westfalen von rund 400 Millionen Euro an Steuernachzahlungen ausgeht, erwarten die Fahnder in Baden-Württemberg laut "Focus" rund sieben Millionen Euro. Die Rechnung könnte sich für den Staat aber noch günstiger entwickeln: Der Fiskus gehe routinemäßig nur von hinterzogenen Zinsen, nicht aber von versteuertem Kapital aus. Sollte sich der Verdacht auf Schwarzgeld bestätigen, könne deutlich mehr in die Staatskasse fließen.

Selbstanzeigen-Welle rollt

Unterdessen schießt die Zahl der Selbstanzeigen reumütiger Anleger in die Höhe. In den vergangenen zwei Wochen gingen in den Finanzämtern bundesweit insgesamt mehr als 400 Meldungen ein. Allein in Niedersachsen stieg die Zahl der Selbstanzeigen von Mittwoch auf Donnerstag um 45 auf 143. Das Land erwartet Nachzahlungen von knapp zehn Millionen Euro. Berlin, Rheinland-Pfalz und das Saarland vermelden ähnlich starke Zuwächse.

Nachdem eine weitere CD mit 300 Datensätzen in Schleswig-Holstein eingegangen ist, rechnet das Kieler Finanzministerium mit weiteren Selbstanzeigen. "Ich denke, dass sich noch einige melden werden und dass die Dunkelziffer eine beträchtliche Größe hat", sagte Landesfinanzminister Rainer Wiegard (CDU).

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APN/DPA