Nach einer Berechnung des Verbraucherportals Verivox haben im vergangenen Jahr mehr als drei Millionen Kunden den Stromanbieter gewechselt. Das waren zwar deutlich mehr als im Jahr zuvor, aber insgesamt bloß rund sieben Prozent aller etwa 46 Millionen Strom-Haushaltskunden, wie Verivox mitteilte. 2009 habe der Anteil bei fünf Prozent gelegen.
Beim Gas hat sich etwas mehr getan. Hier stieg die Wechselquote den Angaben zufolge von vier auf rund zehn Prozent. Rund eine Million Gaskunden hätten sich 2010 für einen anderen Anbieter entschieden.
So einfach ist der Wechsel
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Hohes Einsparpotenzial
Ein Großteil der Verbraucher sei dennoch immer noch nicht bereit, den Versorger zu wechseln. "Vielen Kunden sind die hohen Einsparpotenziale nicht klar, stattdessen werden Preiserhöhungen oft klaglos hingenommen", betonte der Leiter Energiewirtschaft bei Verivox, Peter Reese. Ein Grund sei auch die Furcht, dass es bei einem Wechsel zu gravierenden Problemen kommen könnte. Dabei hätten alle Verbraucher ein gesetzliches Recht auf ununterbrochene Energieversorgung und Gleichbehandlung, betonte Reese.
Das Einsparpotenzial beziffert Verivox beim Strom auf durchschnittlich bis zu 229 Euro, beim Gas könnten es bis zu 259 Euro sein. Die Hochrechnung des Verbraucherportals für 2010 basiert den Angaben zufolge auf den von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Wechselzahlen von 2006 bis 2009.
Kartellamt prangert Machtmacht der Energieriesen an
Das Bundeskartellamt kritisierte unterdessen die Marktmacht der vier großen deutschen Energiekonzerne. Eine sogenannte Sektoruntersuchung habe gezeigt, dass RWE, Eon, Vattenfall und gegebenenfalls auch EnBW "jeweils individuell über eine marktbeherrschende Stellung verfügen", erklärte der Chef der Wettbewerbsbehörde, Andreas Mundt. Diese Unternehmen seien jedes für sich zu bestimmten Zeiten "für die Deckung der Stromnachfrage in Deutschland unverzichtbar" gewesen.
In der Sektoruntersuchung war das Kartellamt der Frage nachgegangen, ob die Konzerne zu Zeiten mit besonders hoher Nachfrage gezielt Strom zurückhalten, um die Preise im Großhandel - die letztlich auch die Preise für die Endverbraucher bestimmen - in die Höhe zu treiben. Eine "systematische und gravierende Zurückhaltung von Erzeugungskapazitäten" habe es zwar nicht gegeben, fasste Mundt das Ergebnis zusammen. Jedoch habe sich gezeigt, dass vier große Erzeuger "Anreiz und Möglichkeiten" hätten, den Strompreis missbräuchlich und erheblich zu beeinflussen.