VERKAUF Angeschlagene Babcock trennt sich ganz von Kieler HDW

Die insolvente Babcock Borsig AG hat auch ihren letzen Anteil an der Kieler Werft HDW an den US-Investor One Equity Partners (OEP) verkauft. Babcock werde für den HDW-Anteil von 25 Prozent plus einer Aktie einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag bekommen.

Die insolvente Babcock Borsig AG hat auch ihren letzen Anteil an der Kieler Werft HDW an den US-Investor One Equity Partners (OEP) verkauft. Babcock werde für den HDW-Anteil von 25 Prozent plus einer Aktie einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag und damit mehr als zunächst vereinbart bekommen, teilte der Anlagenbauer am Mittwoch im Anschluss an eine Gläubigerversammlung in Oberhausen. Die Gläubiger der seit Anfang September in einem Insolvenzverfahren befindlichen Babcock könnten durch diesen Mittelzufluss damit rechnen, dass ihre Forderungen nun zu einer höheren Quote befriedigt werden, sagte Unternehmenschef Horst Piepenburg. Nach Meinung von Babcock-Großaktionär Guy Wyser-Pratte verstößt das Unternehmen damit aber gegen ein gerichtliches Verkaufsverbot, wie es in einem vorab verbreiteten Zeitungsbericht hieß.

Auslöser für Zahlungsprobleme

Den umstrittenen Verkauf der ersten HDW-Tranche an OEP werde Babcock nicht rückgängig machen, hieß es weiter. Der frühere HDW-Chef Klaus Lederer hatte mit dem Verkauf der ersten 25 Prozent eine strategische Kehrtwende bei dem Maschinen- und Anlagenbauer eingeleitet. Dieser Schritt gilt in der Belegschaft, aber auch auf Seite der Banken als Auslöser für die Zahlungsprobleme des Traditionskonzerns.

»Befreiungsschlag für HDW«

Als »Befreiungsschlag für HDW« bezeichnete der deutsche OEP-Partner Christopher von Hugo die jüngsten Entscheidungen bei Babcock. Das Phantom der Rückabwicklung habe sich damit in Luft aufgelöst. Babcocks Insolvenzverwalter Helmut Schmitz hatte eine solche Rückabwicklung der Schiffbaubeteiligung anfangs nicht ausschließen wollen. In letzter Zeit machte er aber wiederholt deutlich, dass Babcock seinen geschäftlichen Fokus künftig auf das Servicegeschäft rund um den Kraftwerksbau legen werde.

Deutliche Quotenerhöhung durch Verkauf

Schmitz rechtfertigte den Verkauf der zweiten HDW-Tranche mit der dadurch erreichten Schuldenreduzierung. OEP übernimmt mit der letzten Tranche den Angaben zufolge Schulden der Babcock bei HDW in Höhe von 224 Millionen Euro. Zusätzlich sei nun noch ein Verkaufserlös in zweistelliger Millionenhöhe erzielt worden. Hinzu kommen weitere 50 Millionen Euro, die Babcock allerdings schon im März in Form eines Darlehen erhalten hatte. Allein der Verzicht auf die Schulden bringe den Babcock-Gläubigern jetzt eine Quotenerhöhung um 25 Prozent, erklärte Schmitz.

Widerstand der Banken

Babcock hatte Anfang Juli wegen Zahlungsunfähigkeit Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Eine Sanierung war vor allem am Widerstand der Banken gescheitert. Inzwischen bereiten Vorstand und Sachwalter, wie der Insolvenzverwalter bei diesem Verfahren in Eigenverwaltung heißt, die Gründung einer Auffanggesellschaft vor. Konzerntöchter, die nicht eingebracht werden, sollen verkauft werden. Gut 60 Tochtergesellschaften waren durch die Insolvenz der Muttergesellschaft in den Strudel der Zahlungsunfähigkeit geraten.

Rechtliche Bedenken

Während Vorstandschef Piepenburg mit dem jüngsten Verkauf »die Hängepartie HDW« als beendet erklärte, kündigte Wyser-Prattes Anwalt Thomas Heidel der Zeitung »Die Welt« (Donnerstagsausgabe) zufolge gerichtliche Schritte an. Der US-Amerikaner will laut eines Vorabberichts Schmitz und Piepenburg verklagen. Gegenüber Reuters wollte der Investor, der nach eigenen Angaben weniger als zehn Prozent der Babcock-Aktien hält, über mögliche Klagen nicht sprechen. Der von Babcock verkündete Verkauf seiner Restbeteiligung zeige aber, »dass die Rechtsprechung in Deutschland ein Witz ist«, sagte er.

HDW soll in Deutschland bleiben

Das Duisburger Landgericht hatte Babcock den Verkauf der zweiten Tranche auf Antrag Wyser-Prattes Ende Juni in einer Einstweiligen Verfügung untersagt. Eine Einstweilige Verfügung auch gegen den Vollzug des Verkaufs der ersten 25 Prozent hat das Gericht inzwischen aber wieder zurück gezogen. Die inzwischen zu 100 Prozent in Besitz von OEP befindliche Howaldswerke Deutsche-Werft AG (HDW) soll nach Aussage des OEP-Partners von Hugo ihren Sitz in Kiel behalten. In der Vergangenheit war wiederholt in Berliner Regierungskreisen, wie auch in der Industrie die Befürchtung laut geworden, mit dem Verkauf der deutschen Werft an Amerikaner gebe Deutschland wichtiges Marinetechnik-Know-how aus der Hand. HDW ist vor allem für seinen lukrativen U-Boot-Bau bekannt.