Der Hamburger Schuhhändler Görtz ist zum Sanierungsfall geworden. Die Muttergesellschaft Ludwig Görtz GmbH habe ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Für zwei Töchter wurde zudem ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Der Geschäftsbetrieb in den Filialen, der Zentrale in Hamburg und den beiden Zentrallagern läuft der Mitteilung zufolge uneingeschränkt weiter. "Alle Stores haben geöffnet", hieß es.
Hamburger Schuhhändler Görtz: Gehälter für 1800 Angestellte sollen gesichert sein
Die Löhne und Gehälter der rund 1800 Beschäftigten für September, Oktober und November seien durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. "Ab Dezember 2022 wird Görtz die Löhne und Gehälter wieder aus eigenen Mitteln zahlen." Begründet wird die aktuelle Entwicklung mit dem Ukraine-Krieg, der hohen Inflation und steigenden Energiepreisen, die zu "enormer Kaufzurückhaltung in den Filialen und im Onlinegeschäft" geführt hätten.
Im einzelnen sind die Muttergesellschaft sowie die Tochterunternehmen Görtz Retail GmbH und Görtz Logistik GmbH betroffen. Das Unternehmen betreibt rund 160 Filialen in Deutschland und Österreich. Als vorläufigen Sachwalter setzte das für Insolvenzfälle zuständige Amtsgericht Hamburg den Hamburger Anwalt und Sanierungsexperten Sven-Holger Undritz von der der Restrukturierungs- und Insolvenzrechtskanzlei White & Case ein. Ein Gerichtssprecher bestätigte die Eröffnung der drei vorläufigen Verfahren.
Görtz will sich mit Sanierungsverfahren neu aufstellen
Bei dem Schutzschirmverfahren handelt es sich um eine Spezialform zur Sanierung des Unternehmens in Eigenverwaltung, bei dem das bisherige Management die Geschicke des Unternehmens in der Hand behält. Die Geschäftsführung um den Chef Frank Revermann und den Finanzchef Tobias Volgmann (CFO) bleibt im Amt, der Sachwalter führt die Aufsicht.
Diese deutschen Traditionsfirmen gingen pleite – so steht es heute um sie

Der Hersteller des berühmten Kettcars muss endgültig schließen und stellt die Fertigung ein. Von den rund 550 Mitarbeitern verbleiben nur noch 150 Menschen, um die Produktion abzuwickeln. Im Juli 2019 musste Kettler erneut nach 2018 und 2015 Insolvenz anmelden. Nach der ersten Pleite 2015 wurde die Fahrradsparte abgespalten und von ZEG übernommen, das nach wie vor Kettler-Aluräder verkauft. Kettler selbst startete 2016 den Neuanfang, musste aber im Juli 2018 erneut Insolvenz anmelden. Diesmal verhinderte der Einstieg des Investors Lafayette das endgültige Ende der Traditionsfirma. Kettler verkauft heute vor allem Fitnessgeräte und Gartenmöbel. 2020 soll eigentlich ein neues Kettcar-Modell kommen.
Mit den gerichtlichen Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung wolle sich die Görtz-Gruppe "konsequent restrukturieren und zukunftssicher aufstellen", heißt es in der Mitteilung weiter. Die Geschäftsführung wolle in den kommenden drei Monaten einen Sanierungsplan erarbeiten. "Wenn die Gläubiger diesem Plan zustimmen und das Gericht ihn bestätigt, wird der Erhalt und die nachhaltige Fortführung von Görtz gesichert." Görtz sei "eine starke und bekannte Marke, die weiterhin viel Potenzial in sich trägt".