Sportartikel Herzogenaurach, Mekka für "sportliche" Schnäppchenjäger

Nach achtmonatiger Bauzeit eröffnet an diesem Montag Europas größter Sportartikelhersteller adidas am Firmensitz Herzogenaurach sein neues Factory Outlet - ein Eldorado für Schnäppchenjäger.

Für "sportliche" Schnäppchenjäger wird die fränkische Kleinstadt Herzogenaurach immer mehr zum Mekka. Nach achtmonatiger Bauzeit eröffnet an diesem Montag Europas größter Sportartikelhersteller adidas am Firmensitz sein neues Factory Outlet - ein futuristisch anmutendes Gebäude mit 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche und einem eigenen Parkhaus. "Damit setzt adidas europaweit Maßstäbe", sagt der Herausgeber der Buchreihe "Schnäppchenführer", Heinz Waldmüller. Doch auch die Konkurrenten Nike und Puma locken preisbewusste Käufer mit Billigangeboten verstärkt nach Herzogenaurach.

Zwischenstopp an der Autobahn

Für zahllose Schnäppchenjäger ist das direkt an der A 3 vor den Toren Nürnbergs gelegene Städtchen willkommener Zwischenstopp auf dem Weg in den Urlaub oder wieder nach Hause. Schon im alten adidas- Fabrikverkauf herrschte besonders an den Wochenenden oft heilloses Gedränge. Branchenexperten gehen von rund einer Million Besucher im Jahr allein bei adidas aus.

Puma-Shop läuft zufriedenstellend

Im Frühjahr 2002 eröffnete dann Puma seinen für 2,5 Millionen Euro erbauten "Shop Herzo". Angelehnt an die weltweiten "Concept Stores» werden dort auf 1.200 Quadratmetern Schuhe und Textilien aus den Bereichen Fußball, Running und Lifestyle angeboten - neben Beständen aus Überproduktion und Artikeln zweiter Wahl auch Teile aus dem aktuellen Sortiment. "Wir sind mit der Frequenz sehr zufrieden", resümiert Puma-Sprecher Ulf Santjer, ohne jedoch genaue Besucherzahlen zu nennen.

Factory Outlets stören den Handel

Denn die großen Sportartikelhersteller wollen keinen Ärger mit dem Handel, der diese Entwicklung mit Argusaugen verfolgt. "Factory Outlets stören natürlich den Markt", sagt Jan Jörg Brunner vom mittelfränkischen Einzelhandelsverband in Nürnberg. Für adidas-Salomon betont Sprecher Jan Runau denn auch, dass man im neuen Factory Outlet keine aktuelle Ware anbieten werde. "Insgesamt hat sich der Fabrikverkauf aber durchaus als Vertriebskanal etabliert", sagt Runau. "Dieser Entwicklung können wir uns nicht entziehen." Mit eigenen Läden macht adidas etwa acht Prozent seines Umsatzes. Mehr soll es auch nicht werden. "Wir haben nicht vor, Händler zu werden", beteuert Runau.

Fabrikverkauf wird immer wichtiger

Schnäppchen-Experte Waldmüller ist dennoch überzeugt, dass der Fabrikverkauf für die Unternehmen immer mehr an Bedeutung gewinnt. "Er wird zur Visitenkarte eines Herstellers", sagt der Journalist, dessen Ratgeber eine Gesamtauflage von mehr als zwei Millionen haben. "Milliarden werden damit am Einzelhandel vorbei erwirtschaftet."

Nike in der 'Höhle des Löwen'

Auch Puma-Sprecher Santjer unterstreicht, dass ein attraktiver Fabrikverkauf heute aus der Vertriebspalette nicht mehr wegzudenken sei. "Konkurrenz belebt das Geschäft", sagt Santjer - und braucht dabei den Blick aus dem Puma-Store nur auf die gegenüber liegende Straßenseite zu richten. Denn dort hat sich ein neuer Konkurrent niedergelassen. Gewissermaßen in der "Höhle des Löwen", dem Firmensitz von Adidas und Puma, hat Weltmarktführer Nike vor wenigen Tagen ein eigenes Factory Outlet eröffnet. Als Gründe nennt Nike-Sprecher Olaf Markhoff neben der günstigen Verkehrsanbindung den "zielgruppenspezifischen Zulauf" nach Herzogenaurach. Der Factory Outlet Store biete auf einer Verkaufsfläche von 1.100 Quadratmetern Produkte aus den Vorsaisons und B-Grades (fehlerhafte Ware) mit "moderaten Preisnachlässen" an. "Auch unsere Handelspartner profitieren von der konsequenten Markenpflege und dem Auftritt einer starken Marke", sagt Markhoff.

DPA
Stephan Maurer

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos