Mit 60 Jahren sollte Giuseppe Crippa eigentlich in Rente gehen. Er bekam eine Abfindung und verließ den Halbleiterhersteller STMicroelectronics (STM) nach 35 Jahren. Doch anstatt nun Golf zu spielen, gründete er sein eigenes Unternehmen mit einer Idee, die ihn schon lange beschäftigte. Er baute "Prüfkarten", das sind kleine mit Nadeln besetzte Scheiben, die nach der Produktion an einen Mikrochip gesteckt werden und den mit einem Testsystem verbinden. STM blieb er treu, 15 Jahre lang verkaufte er die Karten an seinen alten Arbeitgeber.
"Die Prüfkarten, mit denen man die Funktion der Chips testen kann, wurden damals nur in den USA produziert und mussten zur Reparatur nach Amerika zurückgeschickt werden. Sie kamen nach Wochen zurück. Also habe ich ein Verfahren entwickelt, um sie in meiner Küche herzustellen. Ich habe immer an Schlaflosigkeit gelitten, ich habe nachts gearbeitet," sagte er dem "Corriere Dela Serra".
Das Ganze ist ungeheuer filigran. Auf einer Karte befinden sich bis zu 50.000 Stifte in minimalen Abstand. Sein erstes Labor baute er in der Küche seines Landhauses auf. Nach der Schule arbeitete sein damals 19-jähriger Sohn Cristiano mit ihm. Die Gerätschaften okkupierten bald die ganze Villa. 1996 zog Crippa mit 10 Mitarbeitern in ein Gewerbegebiet und gründete Technoprobe. Der Technologiekonzern wird bis heute wie ein Familienunternehmen geführt – ein weiterer Sohn und ein Neffe traten in das Unternehmen ein. Der Neffe leitet die Firma, seitdem sich Crippa als CEO zurückgezogen hat.
Siebenundzwanzig Jahre nach seiner Gründung in der Küche ist Technoprobe heute weltweit einer der beiden größten Hersteller dieser Karten. 2021 erzielte Grippa 136 Millionen US-Dollar Gewinn. Der Börsengang im Februar machte die Familie Crippa zu einer der reichsten Sippen Italiens, ihre Beteiligung ist vier Milliarden Dollar wert. Auch das eine weitere Besonderheit: Den Aufbau der Firma finanzierte Crippa größtenteils organisch aus den Gewinnen, ihm gehören immer noch 75 Prozent der Anteile. Er selbst will sich kaum geändert haben.
"Die Wahrheit? Ich habe die Sache mit den Milliarden erst herausgefunden, als ich das Forbes-Ranking gelesen habe. Nur damit sie verstehen, wie wichtig mir Geld ist. Es wird gebraucht, ja, aber um Investitionen zu tätigen, zu forschen und den weniger Glücklichen zu helfen. Im Moment habe ich 10 Euro in meinem Portemonnaie. Es hat sich absolut nichts geändert ", sagte er dem Blatt.
Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Inzwischen werden Chiplets eingesetzt. Kleine Chips, die übereinandergestapelt werden, um schnellere, leistungsfähigere Einheiten zu bauen, und auch diese Halbleiter müssen geprüft werden. "Selbst Autos haben jetzt Computer und Grafikkarten ... und all diese Chips müssen getestet werden. Das bedeutet mehr Geschäft für uns."
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