Etliche westliche Konzerne haben sich aus Russland zurückgezogen. Die Sanktionen sind eine Reaktion auf die russische Invasion in die Ukraine. Der Schokoladenhersteller Ritter Sport mit Sitz im schwäbischen Waldenbuch gehört zu den Firmen, die ihr Russland-Geschäft fortführen – ganz zum Missfallen des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk. Der Diplomat findet bei Twitter deutliche Worte für das Vorgehen von Ritter Sport.
"Quadratisch. Praktisch. Blut. Trotz der russischen Aggression gegen die Ukraine bleibt Ritter Sport in Russland. Viel Glück noch", schreibt Melnyk in einem Beitrag auf der Plattform. Er greift den berühmten und einprägsamen Werbeslogan der Schokomarke "Quadratisch. Praktisch. Gut." auf und münzt ihn um. Der Botschafter zitiert damit einen Satire-Account bei Twitter, der in einer makabren Montage für eine fiktive "Kriegsedition" der Schokolade wirbt.
Auch andere Firmen, die weiterhin in Russland Geschäfte machen, wurden in den vergangenen Wochen bereits an den Pranger gestellt. Ein Professor der US-Elite-Uni Yale führt entsprechende Firmen beispielsweise in einer Liste der Schande auf und nennt gleichzeitig auch diejenigen, die ihre Geschäfte mit Russland gekappt haben. Mehr als 400 westliche Unternehmen haben sich seit Kriegsbeginn demnach aus Russland zurückgezogen (der stern berichtete). Für die einen ein leichterer Schritt als für andere.
Russland-Geschäft trotz Krieg in der Ukraine
Der Chef von Ritter Sport Andreas Ronken sagte Mitte März im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Der schreckliche Krieg in der Ukraine ist für uns alle ein Schock. Wir unterstützen viele humanitäre Organisationen." Warum sein Unternehmen das Russland-Geschäft trotzdem weiterlaufen lässt: "Wir als Familienunternehmen übernehmen Verantwortung für unsere Mitarbeitenden. Ein Stopp des Geschäftes hätte keinen wirklichen Beitrag zur Beendigung der Invasion, aber einen direkten, großen Einfluss auf unsere Mitarbeitenden in Russland und letztlich auch auf uns als unabhängiges, mittelständisches Familienunternehmen, bis zu den Kakaobauern in der Lieferkette. Wir haben aber Investitionen wie Werbung vor Ort gestoppt."
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Das Geschäft einzustellen, würde die nicht treffen, die für den Krieg verantwortlich seien, und würde auch nicht zu einer Deeskalation beitragen, so Ronken weiter. "Wir haben keine politischen Beziehungen. So wichtig ist Schokolade nicht. Wir sind nicht Siemens oder so."