Mit überteuerten Fahrpreisen, die auch mit einer "BahnCard 50" nicht angemessen werden, vergrault die Deutsche Bahn ihre Kunden und schließt ganze Gesellschaftsgruppen von der schnellen Fahrt auf der Schiene aus. Drei Friedrichshafener Studenten haben hier eine Marktlücke entdeckt. Im Ausland haben sie weite Strecken mit dem Fernbus zurückgelegt und wurden positiv überrascht. Schnell war ihnen klar: Deutschland braucht ein eigenes Fernbussystem. Aber leichter gesagt als getan. Das 70 Jahre alte Personenbeförderungsgesetz schreibt vor, dass eine neue Buslinie nur dann genehmigt werden darf, wenn sie eine „wesentliche Verbesserung“ bereits vorhandener Eisenbahnverbindungen darstellt.
Dabei kann ein ausgelasteter Bus die Bahn in Punkto Ökobilanz deutlich ausstechen. Aber nur einige Recherchen später entdeckten die Friedrichshafener Studenten eine Lücke im Gesetzestext. Jeder Mensch kann einen Bus mieten und darf sich mit anderen zusammentun, solange die Mitfahrer einen "zusammengehörigen Personenkreis" bilden und sich über Ziel und Ablauf der Fahrt einig sind. Darum sind Busreisen mit Charterbussen erlaubt. Die Weichen für ein innovatives Start-Up-Unternehmen waren gestellt.
Junge Leute in Reiselaune
Im März 2009 wurde "DeinBus" gegründet. Ein Onlineportal, auf dem Reisende ihre Strecken selbst wählen und organisieren können. Sobald ausreichend Personen (etwa 10-20) mit demselben Fahrziel gefunden werden, kann es losgehen. In Kooperation mit Busunternehmen werden die Fernbusfahrten dann organisiert. Die Jungunternehmer schicken inzwischen mehrere Fernbusse pro Woche quer durch Deutschland und stoßen besonders bei Studenten und jungen Leuten auf Begeisterung. "Auch ältere Menschen nutzen unser Angebot", sagt Geschäftsführer Alexander Kuhr. "Skepsis und Berührungsängste können wir oft durch ein persönliches Telefongespräch beseitigen." Die Nachfrage ist inzwischen da, die große Bekanntheit fehlt noch.
Fernreisen für den kleinen Geldbeutel
Nicht die Fahrgäste der Deutschen Bahn fühlen sich von dem innovativen Mobilitätsangebot angesprochen, sondern die Kunden der Mitfahrzentrale. DeinBus ist ein Angebot fürs knappe Budget. "Viele unserer Fahrgäste waren vorher mit der Mitfahrzentrale unterwegs und freuen sich über einen zuverlässigen und sicheren Service. Anders als bei der Mitfahrzentrale fühlt man sich hier nicht gezwungen einen Small-Talk mit dem Fahrer zu führen. Wer einmal mit uns fährt, liebt uns", sagt Alexander Kuhr stolz. Der eindeutige Preisvorteil von bis zu 50 Prozent im Vergleich zur Deutschen Bahn bleibt das entscheidende Argument für "DeinBus". Der Preis lockt die Interessenten an. "Trotzdem gibt es nach wie vor große Berührungsängste, die wir durch mehr Öffentlichkeitsarbeit mindern wollen", so Kuhr. "Wir haben uns ziemlich wagemutig von der Uni in unser eigenes Unternehmen gestürzt und sind ein großes Risiko eingegangen. Aber es hat sich gelohnt - die Nachfrage ist da und wer einmal mit uns fährt, kommt wieder."
Mehr Informationen über das Jungunternehmen und seinem Mut zur Lücke gibt es unter www.deinbus.de